Katzen aneinander gewöhnen: So klappt es mit der zweiten Katze
Eine zweite Katze ins Haus holen ist grundsätzlich eine schöne Idee. Doch was ist, wenn die beiden Katzen sich nicht verstehen? Alter, Geschlecht, Charakter: Wir verraten Dir, worauf Du im Vorhinein achten solltest und geben Dir jede Menge Tipps, wie Du die beiden Katzen aneinander gewöhnst.
Der Mensch und die Katze: eine Liebesbeziehung, die seit Jahrtausenden sehr glücklich funktioniert. Kater und Katze sind aus unseren Wohnzimmern nicht mehr wegzudenken. Und wo erst eine Fellnase behaglich auf dem Sofa schnurrt, wünscht so mancher Katzenhalter sich bald schon eine zweite Samtpfote dazu.
Was sollte bei der zweiten Katze beachtet werden?
- Kosten und Aufwand steigen: Bin ich dazu bereit?
- Babykatze oder Katzen-Senior: Wie alt soll die neue Katze sein?
- Welche Vorbereitungen muss ich treffen, damit der Einzug für alle ein Erfolg wird?
- Welche Probleme können auftreten und gibt es eigentlich einen Plan B?
Viele Fragen stellen sich, bevor das neue Kätzchen dann endlich wirklich kommt.
Katzen aneinander gewöhnen: Der häusliche Rahmen muss stimmen!
Wenn Du Dir eine zweite Katze holen möchtest, solltest Du folgende Aspekte bereits im Vorhinein bedenken und abchecken. So kannst Du unliebsamen Überraschungen vorbeugen. Denn so sehr wir unsere Samtpfoten auch lieben, leider geht es auch um elementare Fragen wie: Kann ich mir eine zweite Katze überhaupt leisten?
Aufwand an Platz, Streu, Futter und Co.
Ein zweiter Fressplatz mit eigener Ausstattung, ein zweiter Kratzbaum, ein zweites Katzenklo: Alles wird in zweifacher Ausführung benötigt und erfordert den doppelten Platz. Futter und Streu kosten bei zwei Mäusefressern natürlich ebenfalls das Doppelte! Das alles klingt relativ harmlos. Aber Du hast auch noch die Tierarztkosten mal zwei! Und die sind leider nicht zu unterschätzen.
Hinweis:
Ganz gleich ob Wohnungskatze oder Freigänger, in Sachen Tierarztkosten kann eine Katzenkrankenversicherung sehr sinnvoll sein, da sie im Notfall hohe Kosten reduziert!
Beispielsweise die Kosten für Diagnose und Behandlung bei Knochenbrüchen oder Krebs. Ebenfalls häufig bei Kater und Katze anzutreffen: Probleme mit Harnsteinen, Bändern und Muskulatur.
Der Platzbedarf
Ist genügend Raum vorhanden, minimiert das Konflikte schon von vornherein. Denn: Selbst wenn Deine Katzen trotz aller Umsicht nicht die allerbesten Freunde werden sollten, so können sie sich bei ausreichend häuslichem Platz doch angemessen aus dem Wege gehen.
Welche Katzen passen zusammen?
Gut zu wissen: Wer zwei Katzen aneinander gewöhnen möchte, der sollte darauf achten, dass sich beide Katzen möglichst ähnlich sind in Alter, Geschlecht, Temperament und gegebenenfalls auch Rasse.
Alter
Es wird einer alten Katze nicht gut bekommen, wenn eine verspielte Babykatze sie permanent beim Schlafen stört und pausenlos nach Action sucht. Anders herum ist das junge Kätzchen mit einem gleichaltrigen Spielkameraden ebenfalls weitaus besser bedient.
Hier sollten die individuellen Bedürfnisse beider Katzen vorher bedacht und abgewogen werden. Das erspart Dir Konfliktpotenzial, unerwünschtes Verhalten und lauthals ausgetragenen Streit.
Geschlecht
Kätzinnen spielen anders als Kater. Katze und Kater in vergnügtem Spiel vereint zu sehen, wird also eher eine Traumvorstellung bleiben. Die Erfahrung zeigt:
- Kätzinnen sind beim Spielen bevorzugt jagd- und bewegungsorientiert.
- Kater lieben es körperbetont und messen beim Kampfsport gern Dominanz und Kraft.
Doch jedem Tierchen sein Pläsierchen! Nichtsdestotrotz kann eine gemischte Paarung eine gute Lösung sein. Bei zwei Katern ist es wichtig, dass beide kastriert sind! Ansonsten knallt es beim Aufeinandertreffen gewaltig. Bei zwei Kätzinnen hingegen gibt es in der Regel weniger Probleme – aber wie gesagt: in der Regel. Denn manchmal ist es nicht unbedingt das Geschlecht, das ausschlaggebend für eine gelungene Katzenfreundschaft ist, sondern vielmehr der Charakter.
Charakter
Ein scheues, defensives Tier wird mit einem ausgesprochen dominanten Partner höchstwahrscheinlich keine Freude haben. Achte bei der Auswahl also darauf, dass die Charaktere sich ergänzen.
Verpaarungen, die Du meiden solltest, sind:
- dominant und dominant: täglicher Nervenkrieg ist vorprogrammiert.
- ängstlich und ängstlich: hier werden sich beide in ihrer Ängstlichkeit bestätigen.
- ausgeprägt dominant und ausgeprägt ängstlich_ Mobbing liegt in der Luft!
- Babykatze und älteres Semester: wird den Bedürfnissen beider Tiere nach Ruhe oder Action nicht gerecht.
Optimal für die Vergesellschaftung geeignet sind zwei gut sozialisierte, ausgeglichene Katzen gleichen Alters, gleicher Rasse und gleichen Geschlechts.
Woher bekomme ich die neue Katze?
Ob Züchter oder Tierheim: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, woher Du Deine neue Samtpfote bekommst.
Tierheim und Katzenhilfeverein
Klassische Anlaufstelle für „Menschen mit Katzenwunsch“ ist das Tierheim oder der Katzenhilfeverein. Hier findest Du Katzen jeden Alters und jeder Couleur.
Gut zu wissen: Nicht Du suchst dort Deine neue Katze aus. Die Katze sucht sich ihre neuen Menschen aus. Halte Augen und Ohren offen! Deine neue Katze spricht Dich an!
Der Vorteil bei Katzen aus dem Tierheim: Tierheime agieren sehr verantwortungsbewusst und sind an erfolgreicher Vermittlung ihrer Schützlinge interessiert.
Sollte sich die Vergesellschaftung bei Dir zu Hause als schwierig oder gar unmöglich erweisen, nehmen Tierheime die Katze auch wieder zurück. Häufig ist hier sogar eine vordefinierte Probezeit obligat.
Private Angebote
Anders sieht es da schon mit der privat vermittelten Katze aus. Hier gibt es die unterschiedlichsten Gründe für die Abgabe der Katze: Die Freundin zieht um und kann ihre Katze nicht mitnehmen. Nachbars Katze hat Nachwuchs, der verteilt werden soll. Eine Katze läuft Dir zu oder findet per Zeitungsinserat den Weg in Dein Herz.
Bedenk vorab: Bei allen privaten Vermittlungswegen wird die Rückgabe bei nicht gelungener Zusammenführung zwangsläufig zum Problem!
Katzen aneinander gewöhnen: Der Einzug!
Respekt vor Katzen ist der Anfang jeglichen Sinnes für Ästhetik.
(Erasmus Darwin)
Dein Haus oder Deine Wohnung: Den gesamte Raum, den Du bisher mit Deiner Samtpfote gemeinsam bewohntest, betrachtet Deine alteingesessene Katze als ihr ureigenes Revier. Es wäre ein Fehler, hier schlagartig mit einer neuen Katze einzudringen, und diese ab sofort zum Mitinhaber zu erklären.
- Katze Nummer eins würde das nicht verstehen.
- Katze Nummer zwei ist ohnehin durch Ortswechsel, neue Geräusche und fremde Gerüche vollkommen irritiert.
Besser ist es, ein „eigenes“ Zimmer für die neue Katze vorzubereiten, mit der neuen (geruchsneutralen) Ausstattung, die Du bereits erworben hast, also: Katzenklo, Futterstelle, Kratzbaum, Spielzeug etc. In diesem gemütlichen, abgeschlossenen Raum kann die neue Katze erst einmal ankommen, zur Ruhe kommen und sich etwas eingewöhnen. Allein, bei geschlossener Tür und ohne Stress.
Gib Deinen Katzen Zeit
Nach ein bis zwei Tagen kannst Du beiden Fellnasen den Geruch der jeweils anderen dann ganz gezielt präsentieren. Lass beide Katzen, getrennt voneinander, an Decke, Handtüchern, Katzenstreu oder Spielzeug der anderen Samtpfote schnuppern. So wird der anfangs fremde Geruch beiden Katzen immer vertrauter. Die gefühlte Bedrohung durch den vermeintlichen Eindringling nimmt ab.
Sinnvoll ist es auch, den Fressplatz der ersten Katze vorübergehend in die Nähe der Zimmertür zu verlegen. So lernt Deine „alte“ Katze, den anfangs fremden Geruch mit etwas Positivem zu verbinden.
Beide Katzen haben sich an den Geruch der jeweils anderen gewöhnt und beide Katzen machen einen gelassenen Eindruck? Dann ist es Zeit für den ersten visuellen Kontakt!
Öffne das separate Katzenzimmer einen Spalt weit.
Wichtig: Blockier die Tür mit einem Türstopper oder einem anderen Gegenstand, sodass die Tür nicht weiter geöffnet werden kann.
Beide Katzen können durch den Spalt hindurch Sicht- und Geruchskontakt aufnehmen. Kämpfen oder streiten aber können sie nicht.
Szenario eins: Die Katzen mögen sich
Dies ist natürlich der angestrebte Idealfall. Möglicherweise musst Du die Katzen nun zukünftig gar nicht mehr separieren und das weitere Kennenlernen läuft wie geschmiert.
Szenario zwei: Die Katzen mögen sich nicht
Lass Dich von anfänglicher Abneigung nicht entmutigen. Sei geduldig, aber brich den Versuch für den Augenblick erst einmal ab.
Wichtig: Behandel beide Katzen genauso aufmerksam und fürsorglich wie immer! Keine Katze hat Schuld oder darf sich zurückgesetzt fühlen. Warte bis zum nächsten Tag und wiederhol die Prozedur, bis die Katzen auch dabei endlich „locker“ bleiben.
Hilfreich sind hier gewöhnlich ein paar Katzensnacks oder ein Pheromonspray. Beides hebt die Stimmung und die Katzen verbinden nach und nach etwas Angenehmes mit der Situation.
Unser Tipp:
Optimal wäre es, wenn Du Dir für dieses erste Zusammentreffen Unterstützung holst. Einen Menschen, den zumindest die erste Katze bereits kennt. Diese kann dann bei Deiner Katze bleiben, während Du Dich auf die Seite der neuen Katze stellst. So hat jede Katze auf „ihrer Seite“ den Rückhalt durch eine liebevolle Hand.
Die Zusammenführung hat grundsätzlich geklappt. Aber die Katzen streiten häufig und raufen permanent?
Gib Deinen Katzen ein paar Wochen Zeit. Sogar Katzen, die sich grundsätzlich mögen, müssen erst die Fronten klären. Solange die Tiere sich nicht ernsthaft verletzen, ist Dein Eingreifen vorerst nicht gefragt.
Anders ist das natürlich, wenn die Situation eskaliert. Beispielweise, wenn tatsächlich Blut fließt oder ein ansonsten gelassenes Tier mehr und mehr einen verängstigten und defensiven Eindruck macht. Dann sind die Tiere in der akuten Situation zunächst zu trennen. Parallel dazu wird das weitere Vorgehen überlegt.
Wie Du Streithähne bändigst
Dass Katzen sich aufgrund persönlicher Abneigung tatsächlich hassen, kommt eher selten vor. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ungünstige Umstände Konflikte nach sich ziehen.
Ist beispielsweise eine Katze sensibler als die andere, benötigt sie mehr Raum zum Rückzug. Hier können regalartige Tritt- und Sitzbretter an der Wand für ausreichende Ausweichmöglichkeiten sorgen.
- Die Katze gewinnt dadurch ein Gefühl der Sicherheit und Souveränität.
- Und: Sie geht körperlichen Kämpfen schlichtweg physisch aus dem Weg.
Generell kann eine Aufstockung der Ressourcen, insbesondere Kratzbäume, Kuschelhöhlen oder -betten, sich positiv auf das Miteinander der Katzen auswirken. Je mehr Rückzugmöglichkeiten die Stubentiger haben, umso entspannter können sie einander begegnen.
Was Du außerdem noch ausprobieren kannst, um für eine entspanntere, friedlichere Atmosphäre unter den neu zusammengeführten Katzen zu sorgen? Manchmal hilft der Einsatz von speziell für Katzen entwickelten Pheromonen. In Form von Duftsprays oder Duftzerstäubern für die Steckdose verbreiten diese ein von Katzen wohlig empfundenes Aroma im Raum und können so Stress und Anspannung verringern.
Markieren: Der stille Protest
Eine weitere Unart, die sich bei jeder gravierenden Veränderung zeigen kann, ist häufiges Markieren. Fühlt der alteingesessene Kater sich in seinem Territorium bedroht, geht er möglicherweise dazu über, wie wild in allen Ecken seinen Duftstoff abzusetzen. Auf Gleiches kann der neue Kater kommen, der ebenfalls versucht, ein Eckchen des Reviers für sich herauszuschlagen.
- Gegen echtes Markieren hilft zumeist die Kastration.
- Gegen „Protestpinkeln“ hingegen hilft nur Ursachenforschung, Verständnis und Geduld.
Vorteil für Freigänger
Grundsätzlich sorgt mehr Platz bei Katzen für mehr Toleranz. Deutlich im Vorteil sind Du und Deine Katzen also, wenn Du einen Garten oder einen sonstigen sicheren Auslauf anbieten kannst.
- Zum einen sind die Katzen durch die artgerechte Beschäftigung deutlich ausgeglichener.
- Zum anderen findet bei ausreichend Freiraum ein jeder Stubentiger einen Platz, den ihm niemand streitig macht.
Doch Achtung: Die neue Katze darf als Freigänger frühestens nach circa sechs Wochen zum ersten Mal das Haus verlassen. Erst dann nämlich, wenn eine sichere Bindung zum neuen Zuhause besteht.
Was tun, wenn beide Katzen gar nicht miteinander harmonieren?
Duftspuren, erbitterte Kämpfe und inakzeptables Fehlverhalten aller Art: Wenn beide Katzen dauerhaft und unmissverständlich zum Ausdruck bringen, dass sie „nicht miteinander können“, ist konsequentes Handeln gefragt. Mancherorts bieten Tierpsychologen ihre Hilfe an. Wo aber auch der Fachmann die Situation nicht zum Vorteil aller mitgestalten kann, ist eine Trennung der letzte, praktikable Weg.
Tierheime nehmen vermittelte Tiere bei entsprechenden Gründen wieder auf. Sicher kein einfacher Schritt, aber dennoch - leider - der einzig vernünftige Plan B.