Mein Hund leckt mich ab: warum macht er das?
Du als Hundehalter hast es bestimmt bei Deinem oder einem fremden Hund schon erlebt, dass er direkt an Dir leckt, wenn Du die Hand oder das Gesicht hinstreckst. Doch was steckt hinter dieser feuchten Geste? Schmecken wir für unsere Vierbeiner einfach nur gut oder möchten Hunde uns etwas mitteilen, wenn sie uns ablecken? Wir haben das Phänomen genauer unter die Lupe genommen.
Gründe, warum Dein Hund Dich ableckt
Wenn der Hund an Deiner Hand, Deinen Füßen oder Deinem Gesicht leckt, möchte er Dir etwas mitteilen. Das feuchte Schlecken gehört zu den vielen Wegen der Kommunikation, die ein Hund mit seiner Umwelt führt. Doch was genau möchte Dein Tier Dir sagen, wenn es auf diese Weise mit der Zunge spricht? Generell kommen die folgenden Erklärungen für dieses Verhalten infrage.
Wunden heilen
Hunde versorgen Wunden oder andere Schädigungen der Haut (wie zum Beispiel Insektenstiche) durch intensives Belecken. Das vollführen sie auch untereinander. Wenn Du nun eine Verletzung an einer Körperstelle wie der Hand hast, möchte Deine Fellnase auch Dich auf die Hundeart „ärztlich“ versorgen. Doch auch wenn das sicherlich gut gemeint ist, solltest Du ein Lecken an Deinen Wunden tunlichst verhindern. Denn durch die Zunge und den Speichel Deines Hundes können Bakterien und Krankheitserreger in Deine Verletzungen gelangen. Das führt womöglich zu Entzündungen und damit wäre niemandem geholfen.
Sollte Dein Hund hingegen nicht Deine Wunden ablecken, sondern selbst verletzt sein, sollte sich dringend ein Tierarzt um diese Verletzungen kümmern. Damit Du Dir aber nach dem Besuch dort keine finanziellen Wunden lecken musst, empfehlen wir, vorher eine Hundekrankenversicherung abzuschließen. Diese übernimmt die Kosten für die Behandlung.
Du schmeckst gut
Du hast gerade Dein Mittagessen verputzt und auf einmal kommt Deine Fellnase angeflitzt und schlabbert Deine Hände ausgiebig ab? Kein Wunder. Auch wenn Du es vielleicht selbst nicht mehr wahrnimmst, hat die schmackhafte Mahlzeit immer noch einige Geruchs- und Geschmacksspuren an Deiner Hand hinterlassen, von denen Dein Vierbeiner gerne auch einmal kosten würde.
Doch nicht nur unser Essen lassen sich unsere Hunde gern munden. Vielleicht kommst Du auch gerade vom Sport oder es ist einfach nur warm und Du hast geschwitzt. Dann schmeckt Deine Haut salzig und verströmt zudem besonders intensiv den charakteristischen Geruch, den Dein Vierbeiner mit Dir in Verbindung bringt. Das ist für die meisten Hunde einfach unwiderstehlich. Aber keine Sorge, zur potenziellen Mahlzeit wirst Du deshalb nicht gleich auserkoren.
Reinigung
Hunde reinigen in Ruhephasen oft ihr Fell durch intensives Ablecken. Dieses Verhalten vollziehen sie auch untereinander, wenn sie eine Rudelangehörigkeit verspüren und das hat sowohl hygienische als auch „soziale“ Gründe. Da auch Du zu seinem sozialen Umfeld gehörst, kann es gut sein, dass Dein Hund sich auch bei Dir denkt: „Hier muss ich mal die Zusammengehörigkeit untermauern und ausgiebig putzen!“. Und zwar nicht unbedingt, weil er Dich für schmutzig hält, sondern weil es einfach zu seinem Naturell gehört.
Unterordnung
Hunde haben viele Gesten, mit denen sie den Respekt vor Ranghöheren im Rudel ausdrücken. Neben dem vertrauensvollen Präsentieren des verletzlichen Bauchs gehört auch das Ablecken zu diesem Repertoire. Leckt Dein Hund Dich ab, kann das also je nach Situation auch bedeuten, dass er Dir damit zu verstehen geben will, dass er Dich als seinen Chef anerkennt. Diesen Respektbeweis solltest Du ehren und bewahren, denn das Vertrauen eines Hundes geht tief und kann bei richtiger Pflege ein Leben lang anhalten!
Wiedersehensfreude
Kommst Du nach längerer Abwesenheit nach Hause und Dein Hund leckt aufgeregt an Deiner Hand, dann ist er glücklich, dass Du wieder bei ihm bist. Diese Geste der Freude musst Du nicht gänzlich ignorieren, sondern kannst und solltest ihn ebenfalls freundlich begrüßen. Sei jedoch auf keinen Fall zu euphorisch, sondern ganz ruhig und entspannt. Nur so kannst Du Deinem Hund klarmachen, dass es keine große Sache ist, wenn Du weg bist. Wie Dein Vierbeiner generell besser mit der Einsamkeit zurechtkommt, haben wir für Dich in unserem Beitrag Hund alleine lassen ausführlich aufgearbeitet.
Spielaufforderung
Langweilt Dein Hund sich, so kann das Lecken auch ein dezenter „Schrei“ nach etwas Interkation sein. Vor allem, wenn diese Geste von einer Spielhaltung begleitet wird, bei der Dein Hund seinen Oberkörper absenkt und seine Pfoten nach vorne streckt. Einer solchen Spielaufforderung kannst Du ruhig nachkommen, wenn Du Zeit dafür hast, immerhin hat auch Dein Hund ein Bedürfnis nach Beschäftigung und gemeinsamen Aktivitäten. Aber denke daran, dass Du derjenige sein solltest, der bestimmt, wann das Spiel wieder vorbei ist und natürlich musst Du auch nicht immer gleich alles stehen und liegen lassen, wenn Dein Vierbeiner ruft.
Kraule mich!
Das Ablecken kann auch einfach nur dem Wunsch nach etwas Nähe, Körperkontakt und einigen Streicheleinheiten entspringen. Kraule Deinen Hund also ruhig mal nach Herzenslust. Sollte er darauf eingehen und das entspannt mit sich machen lassen, statt sich Dir zu entziehen, war wohl genau das die Motivation hinter seiner feuchten Zuwendung. Glück für Euch beide, denn nicht zuletzt gibt es ja auch Dir ein schönes Glücksgefühl, wenn Deine Fellnase so genussvoll in Deinen Händen zerschmilzt.
Eindeutig Liebe
Der wohl häufigste Grund, warum Dein Hund Deine Hand oder Dein Gesicht leckt – und das hast Du Dir auch sicher schon gedacht – ist tatsächlich Liebe und das Gefühl der Zugehörigkeit. Hier zeigt Dir Dein Vierbeiner, dass er eine große Zuneigung und Vertrauen zu Dir spürt. Dies beweist er dann kurzerhand mit einem feuchten Schlabberkuss. Lass ihn ruhig gewähren und ausgiebig schlabbern. Wenn Dir ein Ablecken im Gesicht nicht zusagt, halte Deiner Fellnase die Hände hin. Diese kannst Du ja im Anschluss mit Wasser und Seife wieder vom feuchten Schmatzer befreien. Das nimmt der Hund Dir dann auch nicht übel.
Nachgeforscht: Woher kommt das Lecken unter Hunden?
Doch woher kommt eigentlich diese Eigenart, dass der Hund seine Artgenossen oder den Menschen ableckt? Der Grund liegt tatsächlich in der Natur der Hunde begründet. Diese stammen ja bekanntlich vom Wolf ab. Bei Wölfen ist es seit je her üblich, sich im Rudel während einer Ruhephase untereinander als Zugehörigkeitsbekundung abzulecken. Hier zeigt Dir dann auch Deine Fellnase: „Du bist mein Rudel, Dich mag ich sehr!“
Schon im Welpenalter leckt die Hundemama ihre Kleinen ab, um ihren Geruch wahrzunehmen, sie zu reinigen oder nach Mahlzeiten die Verdauung der Welpen anzuregen. Dieser Aufbau einer Beziehung geht dem Welpen in Fleisch und Blut über und so nutzt er auch bei uns Menschen die liebevolle Schlabbertaktik.
Ablecken im Gesicht: so trainierst Du es ab
Wenn Dein Hund an Deinem Gesicht lecken möchte, Du das aber so gar nicht magst, musst Du Deine Fellnase nicht harsch zurückweisen. Zeige es ihr, indem Du Dein Gesicht schnell von ihr wegdrehst, wenn sie Dich dort abschlecken möchte. Danach musst Du sie, und das ist ganz wichtig, zirka eine halbe Minute ignorieren. Damit signalisierst Du, dass die feuchte Bekundung im Gesicht nicht in Deinem Interesse ist.
Denke aber bitte daran, dass Du diesen Schritt von Anfang an gehst. Zeige Deinem Hund konsequent, dass das Lecken an Deinem Gesicht nicht erlaubt ist. Lässt Du das erst ein paar Mal zu und verbietest es dann plötzlich, wird der Vierbeiner kein Verständnis dafür haben.
Wenn Dein Hund an Dir leckt, meint er es gut
Grundsätzlich können wir also festhalten, dass das Lecken von Hand oder Gesicht des Menschen immer als positive Handlung zu sehen ist. Dein Hund möchte hier immer nur kommunizieren, auf seine Bedürfnisse aufmerksam machen oder Dir etwas Gutes tun. Du kannst Dich bei dieser Geste also glücklich schätzen, dass Du solch einen treuen Gefährten an Deiner Seite hast.