Geburt im Kaninchenstall - Tragezeit bei Kaninchen
Wenn Dein Kaninchen zum ersten Mal Mama wird, ist die Aufregung groß! Wie lange trägt die Häsin, braucht sie nun spezielle Nahrung, Pflege und Vorsorge? Bei diesen und anderen Fragen zur Trächtigkeit bei Kaninchen und zur Geburt helfen wir Dir gern auf die Sprünge.
Trächtigkeit bei Kaninchen
Kaninchen gelten als sehr fruchtbare Tiere, die oft und zahlreich Nachwuchs gebären. Nicht umsonst heißt es bei reichem Kindersegen in der Familie etwas derbe: „Die vermehren sich ja wie die Karnickel“.
Im Zusammenhang mit der Fortpflanzungsfähigkeit von Kaninchen kommt aber auch so manche Frage auf. Etwa: In welchem Alter sind Kaninchen geschlechtsreif? Wie lange ist die Tragezeit oder, wie häufig kann es zu einer Schwangerschaft bei Kaninchendamen kommen?
Fakten über die Trächtigkeit bei Kaninchen
- Mit etwa 4 bis 6 Monaten werden Kaninchen geschlechtsreif.
- Nach erfolgreicher Paarung dauert die Tragezeit oder Trächtigkeit bei Kaninchen zwischen 28 und 35 Tage. Gut zu wissen: Abweichungen um wenige Tage sind möglich, abhängig zum Beispiel vom Alter der Häsin, ihrem Gesundheitszustand oder der Rasse.
- Unmittelbar nach der Geburt sind Kaninchen wieder fruchtbar und können, wenn es zwischen Häsin und Rammler funkt, direkt wieder trächtig werden. Theoretisch kann es so bis zu 10 Schwangerschaften im Jahr kommen. In seltenen Fällen kann es bei Kaninchen sogar zu einer Doppelträchtigkeit kommen. Eine solche Superfötation, wie es auch in Fachkreisen heißt, ist dadurch möglich, dass Kaninchen zwei eigenständige Gebärmutterhörner mit jeweils eigener Zervix haben, die unabhängig voneinander Föten austragen. Daher kann ein bereits trächtiges Kaninchen ein zweites Mal tragend werden und so zwei unterschiedlich alte Würfe im Abstand von etwa zwei Wochen zur Welt bringen.
- Während der Tragezeit nimmt die werdende Kaninchen-Mama allmählich an Gewicht zu und ihre Bauchregion wird meist rundlicher. Erfahrende Züchter können den Nachwuchs für gewöhnlich ertasten.
- Woran merke ich, dass kleine Kaninchen unterwegs sind? Das macht sich auch an einem veränderten Verhalten der Häsin bemerkbar. Sie reagiert Artgenossen und manchmal auch dem Halter gegenüber oft aggressiver als zuvor; vielleicht wirkt sie ein wenig nervöser oder ängstlicher und zeigt weniger Bewegungsdrang.
- Wenn die Häsin mit aktivem Nestbau beginnt, ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie „in anderen Umständen“ ist. Sie rupft sich dann oft Fell von Bauch und Brust aus, um es - zusammen mit Stroh - zu einer flauschig-weichen Wurfhöhle zusammenzutragen. Hundertprozentige Gewissheit verschafft ein Ultraschall oder eine Röntgenaufnahme beim Tierarzt. Die Untersuchung bedeutet aber auch zweifellos Stress für die werdende Mama und sollte daher im Vorfeld gründlich abgewogen werden.
- Wird das Kaninchen trächtig, ist das keine Krankheit. Bei einem gesunden Tier verläuft die Tragezeit ohne Probleme. Wie bei jedem Lebewesen können aber beim Kaninchen unvorhersehbare Komplikationen auftreten, die auch Fehlgeburten auslösen. Kommt es in den ersten drei Schwangerschaftswochen hierzu, frisst die Mutter die totgeborenen Föten oft – vom Tierhalter unbemerkt – auf. Erfolgt die Fehlgeburt zu einem späteren Zeitpunkt, macht sich dies durch eine vaginale Blutung bei der Häsin deutlich bemerkbar. Ihre lebensunfähigen Föten „verwirft“ sie, das heißt, sie lässt sie unbeachtet im Nest liegen
- Das trächtige Kaninchen sollte möglichst keinem Stress ausgesetzt sein und viel Ruhe genießen. Während der Trag- und späteren Säugezeit hat das Weibchen einen erhöhten Bedarf an Eiweiß, Mineralien und Vitaminen. Auf seinem Speiseplan sollten nun idealerweise frische Kräuter und Gräser stehen, wenn es diese bereits kennt und mag. Viel Löwenzahn, Fenchel und Steckrüben können die Milchbildung anregen und erhöhen. Genügend frisches Wasser sollte außerdem natürlich immer bereitstehen.
Während der Tragzeit bitte Finger weg von Petersilie und Hirtentäschel: Beide Kräuter gelten als wehenfördernd! - Kurz bevor die Geburt losgeht, schwillt bei einigen Kaninchenweibchen die Milchleiste an; möglicherweise tritt auch bereits etwas Milch aus den Zitzen hervor.
- Ein Kaninchenwurf umfasst in der Regel zwischen 2 bis 12 Jungtieren – bei einem großen Wurf wird’s dann schnell ganz schön voll im Kaninchenstall.
Bevor es allerdings in der Wurfhöhle wimmelt, steht erst mal noch die Geburt bevor. Auch dabei kannst Du Dein geliebtes Kaninchen unterstützen, zum Beispiel, indem Du gezielte Vorkehrungen für das aufregende Ereignis triffst. Und auch während der ersten Tage und Wochen in der Kaninchen-Kinderstube sind Dein liebevolles Auge und vielleicht auch Deine helfenden Hände gefragt.
Die Geburt bei Kaninchen - was ist zu beachten?
Ist schon alles auf den langohrigen Nachwuchs vorbereitet? Steht die Wurfhöhle zum Beispiel bereits? Mach mit uns den Kaninchen-Geburts-Check:
- Wenn Du Dein Kaninchen in einem Außengehege hältst, solltest Du darauf achten, dass die Bald-Mama nicht tief buddeln kann. Legt sie nämlich ein unterirdisches Nest an, können ihre Kaninchen-Welpen, wie die Kleinen auch genannt werden, sie dort schlecht erreichen.
- Egal, ob Außenquartier oder Innenbehausung: Am besten stellst Du der Häsin eine große Hütte mit viel Heu und Stroh zum gemütlichen Auspolstern zur Verfügung. Ideal ist ein „Geburtshaus“ mit abnehmbarem oder ausklappbarem Deckel. So kannst Du, wenn die kleine Kaninchenschar erst mal da ist, immer mal wieder einen prüfenden Blick ins Nest riskieren, ohne das komplette Haus anheben zu müssen.
- Bringe Stall oder Gehege noch mal durch eine gründliche Reinigung auf Vordermann. So haben es Mama Langohr und ihren Kleinen in den ersten Tagen als neue Kaninchenfamilie nicht nur kuschelig, sondern auch schön sauber. Entferne dabei aber bitte auf keinen Fall das bereits gebaute Wurfnest!
- Der stolze Papa sollte sicherheitshalber vor der Geburt aus dem gemeinsamen Heim ausziehen. Das gilt ebenso für andere männliche Vertreter in der Kaninchen-WG. Manchmal begegnen auch bereits kastrierte Kaninchen der Häsin und ihren Jungen gegenüber mit Aggression.
Info
Bitte auf keinen Fall einen unkastrierten Rammler im Bereich der trächtigen Häsin und während der Aufzucht der Jungen lassen. Männliche Tiere sollten, wenn sie weiter gemeinsam mit der (werdenden) Kaninchenmama und dem Nachwuchs unter einem Dach leben, unbedingt kastriert werden. Übrigens: Die Kosten, die für die Kastration anfallen, übernimmt teilweise oder sogar vollständig die Kaninchenkrankenversicherung. Auch für viele andere Behandlungen in der Tierarztpraxis oder -klinik kommt sie bereits für einen kleinen Beitrag auf!
- So läuft die Die Geburt bei Kaninchen ab: Oft still und leise, gewissermaßen im Geheimen. Je nach Größe des Wurfs und der einzelnen Jungtiere dauert die Entbindung der Kleinen etwa 15–30 Minuten pro Baby.
- Zu Problemen unter der Geburt kann es kommen, wenn die Kaninchenmutter ein sehr schmales Becken hat und die Jungtiere schlichtweg nicht hindurchpassen. Ein Kaiserschnitt bei Kaninchen ist in solchen Fällen nicht ungewöhnlich. Generell kannst Du das Risiko solcher komplizierter, „schwerer“ Geburten bei Deinem Kaninchen reduzieren, indem Du darauf achtest, dass es nicht zu jung trächtig wird. Auch der Blick auf den Kaninchen-Herzenspartner ist wichtig! Gehört der Rammler einer größeren Rasse an als die Häsin, wächst die Gefahr, dass auch der Nachwuchs groß und somit schwieriger für die kleinere Häsin zu gebären wird.
- Die Stunde der Geburt erfolgt bei Kaninchen meist bei Nacht. Wenn wir Zweibeiner gemütlich schlummern, erblicken die kleinen Welpen erfahrungsgemäß das Licht der Welt. Wobei das nicht wörtlich zu nehmen ist, denn Kaninchen werden nackt und blind – mit einem „Fliegengewicht“ von nur etwa 30 bis 50 Gramm – geboren. Erst nach etwa 10 Tagen öffnen sie ihre großen Knopfaugen und sie bekommen allmählich ihr flauschiges Fell.
- Kontrolliere am besten morgens das Nest. Entferne eventuelle Reste der Nachgeburt und nimm Babys, die es vielleicht nicht geschafft haben und tot im Nest liegen, heraus. Ist eines der Kleinen aus dem Nest gehopst beziehungsweise wohl eher gefallen, setze es behutsam wieder zu seinen Geschwistern. Die Kaninchenmutter ist da weniger fürsorglich!
- In der Regel säugt die Häsin ihre Jungen ein- bis zweimal pro Tag. Evolutionsbedingt geschieht dies meist in den Nachtstunden – aufgrund der dann geringeren Gefahr durch Raubtiere.
- Nach etwa 4 Wochen fressen die Kaninchenjungen bereits selbstständig und werden nur noch hin und wieder von ihrer Mutter gesäugt. Komplett von der Muttermilch entwöhnt sind sie mit etwa 6 bis 8 Wochen. Die Geschwister eines Wurfs sollten idealerweise mindestens 10 Wochen zusammenblieben – in dieser Zeit lernen sie viel Wichtiges voneinander.
- Unser Tipp: Gönne der Kaninchenmutter und ihren Kindern gerade in der ersten Zeit viel Ruhe und störe die kleine Gemeinschaft nicht – dann klappt es mit der Aufzucht erfahrungsgemäß am besten. An genügend Wasser und artgerechtem Futter darf es natürlich zu keiner Zeit fehlen!
Frühzeitig an die Zukunft der kleinen Kaninchen denken
Als verantwortungsvoller Kaninchenbesitzer hast Du Dir natürlich im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, wie es mit dem Nachwuchs weitergehen soll, wenn dieser das mütterliche Nest verlässt. Wenn es so weit ist, stellt sich die Frage:
Hast Du selbst genügend Platz und Möglichkeiten, die Kaninchenschar aus Eltern und Nachwuchs artgerecht zu versorgen? Oder kannst Du die Kleinen in andere liebe- und verantwortungsvolle Hände vermitteln?
Wie auch immer Du Dich entscheidest: Wir hoffen, Mutter Kaninchen und ihre Kinder sind wohlauf und blicken einer glücklichen und gesunden Zukunft entgegen.