So kommen Eichhörnchen durch den Winter

Eichhörnchen sind putzige und nützliche Tiere, die oft in unseren Gärten und auf unseren Terrassen anzutreffen sind. Leider sind die kleinen Nagetiere in unseren Breiten aber auch zunehmend bedroht, sei es durch invasive Arten, den Klimawandel oder andere Gefahren. Das gilt ganz besonders im Winter. Wir erzählen Dir, wie sich Eichhörnchen auf die kalte Jahreszeit vorbereiten, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind und wie Du ihnen das Überleben erleichtern kannst.
Halten Eichhörnchen Winterschlaf?
Anders als zum Beispiel Igel halten Eichhörnchen keinen Winterschlaf im eigentlichen Sinne. Stattdessen pflegen sie eine sogenannte „Winterruhe“. Im Gegensatz zum Winterschlaf, in dem Tiere vollkommen inaktiv sind und Herzschlag, Stoffwechsel und Körpertemperatur stark reduzieren, sind Eichhörnchen in ihrer Winterruhe immer noch ein wenig aktiv. Sie bewegen sich täglich, meist um die Mittagszeit herum, immer noch ein bis zwei Stunden und verlassen dafür auch regelmäßig kurz ihren Unterschlupf, um sich Nahrung zu suchen.
Dennoch spart die Winterruhe Kräfte und Herzfrequenz, Atemfrequenz und Energieverbrauch verringern sich. Die Winterruhe ist sehr wichtig, damit Eichhörnchen den Winter heil überstehen. Sie hat aber auch einen Nachteil: Anders als bei Tieren, die Winterschlaf halten, fressen sich Eichhörnchen vor ihrer Winterruhe keine großen Fettreserven an. So können sie bei starkem Frost, wenn sie lange in ihrem Unterschlupf bleiben müssen, im schlimmsten Fall verhungern. Trotzdem sind Eichhörnchen biologisch recht gut für den Winter ausgestattet.
So machen die Nager sich auch ohne Winterschlaf winterfest
Eichhörnchen haben von Natur aus einen sehr dichten Pelz, der im Winter noch ein Stückchen flauschiger wird. Das Winterfell, das im Herbst ausgebildet wird, ist dichter und buschiger als das Sommerfell und schützt gut gegen die Kälte. Noch dazu ist das Fell in dieser Jahreszeit dunkler, weil die dunkle Farbe besser isoliert. Auch ihre charakteristischen „Ohrpinsel“, die die empfindlichen Ohren schützen, werden im Winter länger und voller. Hinzu kommt der dicke, buschige Schwanz, der im Unterschlupf (Kobel) wie eine Decke um den Körper geschlungen wird.
Kobel: der Unterschlupf der Eichhörnchen

Zu den wichtigsten Überlebensstrategien der Eichhörnchen im Winter gehört ihr „Kobel“. Ihr eigens gebauter, gut ausgepolsterter Unterschlupf. Der Kobel ist dabei häufig kugelförmig angelegt und wird beispielsweise mit Zweigen, Blättern, Tannennadeln, Moos, Federn, Flechten und Baumrinde errichtet. Auch verlassene Vogelnester werden gerne dafür genutzt.
Kobel finden sich oft in Astgabeln oder Baumhöhlen. In Städten weichen die Tiere auch auf Nistkästen oder Gebäude aus. Ein solcher Eichhörnchenbau ist in der Regel gut getarnt, beinahe wasserdicht und besitzt mehrere tunnelartige Ein- und Ausgänge, die eine schnelle Flucht bei Gefahr erlauben.
Der Unterschlupf kann dabei eine beeindruckende Größe erreichen. Manche Kobel werden so groß wie Medizinbälle. Eichhörnchen haben häufig mehrere Kobel, die sie jeweils für Ruhe- und Aktivitätsphasen oder als Ausweichunterkunft nutzen, wenn ihre Hauptunterkunft beschädigt wurde oder zu unsicher geworden ist. Beschädigte Kobel werden jedoch für gewöhnlich von ihren Besitzern repariert.
Auch für den Nachwuchs wird vorgesorgt, indem die Weibchen für den erwarteten Wurf einen Kobel bauen. Dabei beginnt die Paarungszeit sogar schon im Dezember oder Januar. Die Baumeisterinnen sind also schon sehr früh aktiv, wobei sie nur bauen können, wenn die Temperaturen gerade milder sind.
Derartige Rückzugsorte errichten sich Eichhörnchen auch im Sommer. Der Winterkobel ist aber noch besser geschützt und dichter als der Sommerkobel, da hier eine dicke Isolierung wichtiger ist als eine gute Belüftung. Ein Winterkobel kann bis zu 8 cm dick werden.
Nahrung und Vorratshaltung

Im Herbst beginnen Eichhörnchen mit der Nahrungssuche und sammeln aktiv Nüsse, Kerne, Zapfen, Beeren, Samen und Pilze. Für diese legen sie dann tausende Futterverstecke an, auf die sie während ihrer Winterruhe schnell zugreifen können. Die Nahrung vergraben sie dafür entweder im Boden oder verstecken sie in Spalten oder Baumhöhlen. Nur in ihrem Kobel lagern sie kein Futter, um keine Fressfeinde in ihr Heim einzuladen.
Beim Wiederfinden ihrer Vorräte können sich die Eichhörnchen auf einen guten Geruchssinn verlassen, für den auch die Schneedecke kein Hindernis ist. Zusätzlich orientieren sie sich an Landmarken wie Steinen oder Sträuchern. Gelegentlich werden die versteckten Leckereien auch auf Genießbarkeit kontrolliert oder an neue Orte gebracht. Immerhin 70 bis 80 Prozent seiner zahlreichen Verstecke findet ein Eichhörnchen im Winter wieder. Kein Wunder, denn in der kalten Jahreszeit wächst in ihrem Gehirn der Bereich für das räumliche Denken (Hippocampus) um bis zu 15 Prozent. Und auch nicht wiedergefundene Snacks haben ihren Nutzen. Denn sie keimen und tragen so zum Wachstum und der Verjüngung von Wäldern bei.
Bedrohungen für Eichhörnchen
Eichhörnchen sind immer mehr Gefahren ausgesetzt, auch, aber nicht nur im Winter. Neben natürlichen Feinden gehören hierzu immer häufiger auch Faktoren, die vom Menschen hervorgerufen oder verstärkt werden. Hier ein Überblick über die größten Risiken für Eichhörnchen und ihr Überleben.
Natürliche Gefahren:
Zu den natürlichen Gefahren, vor denen sich Eichhörnchen in Acht nehmen müssen, zählen insbesondere Baummarder. Aber auch Füchse, Katzen, Krähen und Greifvögel können zur Bedrohung werden. Gerade während der Paarungsjagd sind die Tiere oft unvorsichtig und fallen den Raubtieren leichter zum Opfer. Hinzu kommen die Gefahren durch längere Kälteperioden, die für die Tiere schnell tödlich werden können.
Konkurrenz durch Grauhörnchen
Eine weitere Tierart, die den hiesigen europäischen Eichhörnchen zu schaffen macht, sind Grauhörnchen (Sciurus carolinensis). Diese Eichhörnchenart ist jedoch kein natürlicher Konkurrent, sondern eine invasive Spezies aus Nordamerika, die vom Menschen nach Europa eingeschleppt wurde. Diese Tiere sind kälteresistenter, größer und anpassungsfähiger als europäische Eichhörnchen und so im Kampf um Ressourcen im Vorteil. Noch dazu verbreiten Grauhörnchen das Hörnchen-Pocken-Virus (Squirrelpoxvirus), gegen das sie selbst immun sind, europäische Eichhörnchen aber nicht.
Falls Du ein graues Eichhörnchen siehst, heißt das aber nicht automatisch, dass es sich dabei um ein Grauhörnchen handelt. In Deutschland kommen Grauhörnchen bislang noch nicht vor. Jedoch zum Beispiel in Großbritannien, wo sie das europäische Eichhörnchen fast komplett verdrängt haben, aber auch in Italien oder in Nachbarländern wie Frankreich oder der Schweiz.
Menschengemachte Gefahren
Vor allem in Städten leben Eichhörnchen gefährlich. Ganz vorne dabei ist hier der Straßenverkehr, dem viele von ihnen zum Opfer fallen. Hinzu kommen zahlreiche Rohre und Spalten, in denen Eichhörnchen leicht stecken bleiben können. In Gärten ist es aber nicht viel besser. Hier lauern Mähroboter, Gifte, Schädlingsfallen oder Leimringe. Auch in Regentonnen oder Pools können die Tiere ertrinken und falls Bäume gefällt werden, sind mitunter die Kobel der Tiere in Gefahr.
Ein besonderes Problem für Eichhörnchen ist der Verlust von Bäumen und damit Lebensräumen und Nahrung durch die Intensivierung der Forstwirtschaft. Insbesondere wenn es alte Misch-, Laub- und Nadelwälder trifft.
Klimawandelfolgen
Auch der Klimawandel setzt Eichhörnchen mehr und mehr zu. Zum einen durch heißere, trockenere Sommer, in denen das Angebot an Nüssen und Samen geringer wird. Zum anderen aber auch durch zu milde Winter. Diese sorgen für zu frühe und zu starke Aktivität, sodass die Tiere gestresst und ihre Fettreserven zu früh verbraucht werden. Kommen dann doch einmal kältere Phasen, kann das für die Eichhörnchen fatal werden. Außerdem nimmt durch den Stress auch das Immunsystem Schaden und die Anfälligkeit für Krankheiten und Parasiten steigt.
Eichhörnchenschutz: Was können wir tun?
Futter bereitstellen

In ihrer natürlichen Umgebung ist es zwar nicht nötig, Eichhörnchen zu füttern, doch da gerade in Städten das Nahrungsangebot geringer ist, kann hier menschliche Hilfe lebensrettend sein. Grundsätzlich ist eine Fütterung das ganze Jahr über sinnvoll. Besonders wichtig ist sie aber nach harten und langen Wintern und nach heißen und trockenen Sommern. Gerade weibliche und junge Tiere sind für die Hilfe sehr dankbar.
Die Futterstellen sollten immer an einem ruhigen, geschützten Platz, idealerweise in der Nähe von Bäumen, platziert werden. Am besten stellst Du mehrere Futterplätze bereit: So kommt es nicht so leicht zu Streitigkeiten zwischen den Eichhörnchen. Ein hoch aufgehängter Platz in Höhe von etwa 2 Metern sorgt dafür, dass Fressfeinde, zu denen auch Hauskatzen zählen, ihn nicht erreichen können. Dennoch sollte die Futterstelle natürlich für die Reinigung und Befüllung gut genug erreichbar sein. Verwende bitte keine Klappen oder scharfkantigen Plexiglasscheiben, die die Eichhörnchen verletzen könnten. Als Material bietet sich unbehandeltes Holz mit wetterfesten Schrauben an. Wasserdicht machen kannst Du das Ganze mit biologischem, ungiftigem Schutzöl.
Bei der Auswahl des passenden Futters kannst Du Dich an folgenden Empfehlungen orientieren.
Geeignetes Eichhörnchen-Futter
- Pekannüsse, Haselnüsse, Walnüsse (mit Schale, um Schimmelbildung zu vermeiden, aber auch geschälte Nüsse, da Jungtiere Probleme beim Knacken haben)
- Eicheln, Bucheckern, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Pinienkerne
- Zapfen von Kiefer, Fichte und Tanne (am besten mit Samen)
- Haferflocken und trockener Mais
- Pilze und Rosinen
- Frisches Obst/Gemüse in kleinen Stücken, zum Beispiel Äpfel oder Karotten
Ungeeignetes Futter
- Erdnüsse (sie sind nicht heimisch, haben die falschen Fette und oft Schimmelsporen unter ihrer porösen Schale)
- Mandeln (sie können tödlich sein, wegen der Blausäure)
- Macadamianüsse
- Kohlgewächse
Wasser anbieten
Zu einer guten Eichhörnchenverpflegung gehört selbstverständlich auch Wasser. Das servierst Du den Tieren im besten Fall ganzjährig in einer flachen Schale oder einem Wassernapf, den Du täglich reinigst, um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern. Ein spülmaschinengeeignetes Gefäß macht das natürlich deutlich leichter. Auch eine erhöhte Vogeltränke ist für Eichhörnchen gut geeignet, da sie hier sicher vor Räubern sind. Besitzt Du einen Gartenteich, ist dieser ebenfalls eine gute Trinkgelegenheit für Eichhörnchen.
Naturnahe Gartengestaltung

Eine weitere großartige Möglichkeit, um Eichhörnchen das Leben zu erleichtern, ist ein Naturgarten. Hier bieten heimische und nicht zu stark beschnittene Bäume und Sträucher wie Walnuss, Buche oder Haselnuss Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Ähnliches gilt für Laubhaufen. Außerdem solltest Du Zweige, Früchte und Blätter im Garten liegen lassen, da sich Eichhörnchen davon ernähren oder damit bauen können. Mehr dazu, wie Du einen wildtiergerechten Naturgarten anlegst, erfährst Du in unserem Gespräch mit dem Naturgärtner Ralf Becker: Interview mit Ralf Becker.
Nistkästen/Unterschlupf
Als Kobel-Ersatz oder Alternative kannst Du etwa Nistkästen an erhöhten Stellen für die Eichhörnchen anbringen. Noch besser geeignet ist ein artgerecht aufgebautes Eichhörnchenhaus aus Massivholz.
Gefahrenquellen für Eichhörnchen beseitigen
Helfen kannst Du Eichhörnchen auch, indem Du Gefahrenquellen beseitigst. So kannst Du Pools, Regentonnen und offene Rohre abdecken oder Äste als Ausstiegshilfen platzieren. Weiterhin ist es hilfreich, so weit wie möglich auf Leimringe, Mausefallen oder Giftköder zu verzichten. Beim Rasenmähen solltest Du den Rasen vorher kontrollieren und Mähroboter solltest Du am besten nur beaufsichtigt und nicht morgens oder am späten Nachmittag laufen lassen, wenn Eichhörnchen besonders aktiv sind, sondern eher zur Mittagszeit.
Kranken und schwachen Eichhörnchen helfen
Manchmal kann es auch vorkommen, dass Du ein apathisches, schwaches oder taumelndes Eichhörnchen entdeckst. Auch wenn eines der sonst so scheuen Tiere bewusst Deine Nähe sucht, kann das ein Hilferuf sein. In solchen Fällen solltest Du das Tier zu einer Auffangstation oder zum Tierarzt bringen. Fasse es aber nicht mit bloßen Händen an, sondern verwende lieber dicke Handschuhe und hebe das Eichhörnchen möglichst in eine verdunkelte Transportbox hinein. Vor einer Ansteckung mit Tollwut brauchst Du bei Eichhörnchen übrigens keine Angst zu haben: Zumindest in Deutschland sind hier noch keine Fälle bekannt.