Clickertraining mit Pferd

Clickertraining ist eine hervorragende Möglichkeit, den Alltag mit Deinem Pferd positiver zu gestalten. Mithilfe des Clickers kannst Du ihm zeigen, welches Verhalten Du Dir wünschst. Du kannst ihn beim Training, für Tricks und bei vielen Alltagssituationen einsetzen. Zudem wirst Du erstaunt sein, welche Auswirkungen das Clickertraining auf die Beziehung zwischen Dir und Deinem Pferd hat.
Was ist Clickertraining?
Vielleicht hast Du in Verbindung mit der Erziehung von Hunden bereits von Clickertraining gehört, aber es lässt sich auch sehr gut bei Pferden anwenden. Das Grundprinzip hierbei ist, ein gezeigtes bzw. erwünschtes Verhalten positiv zu verstärken, anstatt unerwünschtes Verhalten zu bestrafen. Verhält sich Dein Pferd also beispielsweise beim Verladen störrisch, wird dies ignoriert und abgewartet. In dem Moment, in dem es sich ruhig verhält und einen Schritt in Richtung des Anhängers macht, erfolgt ein Klick und im Anschluss daran sofort ein besonderes Leckerli. Das Pferd lernt somit ohne jeglichen Druck, was von ihm gewünscht wird. Da es bestimmt großes Interesse daran hat, weitere Belohnungen zu ergattern, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es das gewünschte Verhalten erneut zeigt. Dies kannst Du zum Beispiel auch hervorragend nutzen, um Tricks einzustudieren.
Wie baust Du das Clickertraining mit Deinem Pferd auf?
Erst einmal muss Dein Pferd das Prinzip des Clickers verstehen. Dieses kleine Gerät kannst Du in jedem Zoofachmarkt oder im Internet für ein paar Euro kaufen. Nun musst Du Deinem Pferd das Prinzip verständlich machen. Das geht recht einfach: Stelle Dich neben Dein Pferd und löse den Klick aus. Gib ihm im Anschluss daran sofort ein Leckerli. Wiederhole dies zehn bis zwanzig Mal und dein Pferd wird recht schnell verstehen, dass der Klick eine Belohnung bedeutet. Die nächsten ein, zwei Tage verfährst Du ebenso, bis Dein Pferd das Prinzip verinnerlicht hat. Außer wenn es gerade ein unerwünschtes Verhalten zeigt, kann ständig ein Klicken mit entsprechender Belohnung erfolgen. Dein Pferd zeigt wahrscheinlich schon bald eine gewisse Verhaltensänderung, indem es sich mehr auf Dich konzentriert, statt abzuschweifen. Es wartet aufmerksam auf den nächsten Klick.
Erste Übung mit dem Clicker
Hat Dein Pferd verstanden, dass das Klicken ein wünschenswertes Geräusch ist, das stets mit einem Leckerli verbunden ist, kannst Du das Clickertraining zielgerichtet einsetzen. Es könnte zum Beispiel sein, dass Dein Pferd Dich zu sehr bedrängt, um ständig eine neue Belohnung zu ergattern. Ab jetzt gibt es diese nur noch, wenn Dein Pferd in einem kleinen Abstand von Dir entfernt steht und sich ruhig verhält. Dann erfolgen das Clickern und das Leckerli. Bei einem zu aufdringlichen Pferd kannst Du auch noch einen Schritt weitergehen: Nur wenn Dein Pferd „höflich“ ist, also nicht drängelt, ruhig bleibt und einen Schritt rückwärts geht, klickst Du mit dem Clicker. Das Optimum kannst Du nicht gleich von Anfang an erwarten. Bestätige das Verhalten daher auch schon, wenn es in die gewünschte Richtung geht.
Wichtig: Beim Clickertraining darfst Du den Clicker nicht in der Hosentasche aufbewahren und ihn erst herausziehen, wenn das Pferd etwas Wünschenswertes gemacht hat. Das Signal muss auf die Sekunde genau passend gegeben werden, damit das Pferd es richtig verknüpfen kann. Das Leckerli kann auch ein paar Sekunden später kommen, sollte aber stets griffbereit sein. Dies gilt vor allem in der Anfangsphase. Später kannst Du eine länger andauernde Übung erst einmal nur mit dem Clicker begleiten und ganz am Schluss erfolgt die wahre Belohnung.
Ein Wendepunkt in der Kommunikation
Bei Pferden gibt es ebenso wie bei Hunden zwei große Lager: Entweder wird mit Druck gearbeitet oder mit positiver Verstärkung. Leider sind lobende Worte bei manchen Tierhaltern relativ selten: Sie nehmen positives Verhalten als selbstverständlich hin und regen sich über unerwünschtes sofort auf. Das erzeugt schlechte Stimmung und hat Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Genau das Gegenteil kannst Du mit Clickertraining bewirken. Hierbei muss das Pferd keinen Druck aushalten und notgedrungen ein bestimmtes Verhalten zeigen, sondern hier entsteht eine echte Zusammenarbeit. Durch Clickern kann Dein Pferd gelassener, sicherer und deutlich motivierter werden. Es entwickelt von sich aus ein Interesse, mit Dir arbeiten zu wollen. Das führt zu einer völlig neuen Art der Kommunikation und Interaktion. Das Tier wird neugierig und kreativ, während sich Abwehrverhalten oder Angst durch das positive Lernen reduzieren lassen.
Für welche Situationen eignet sich das Clickertraining mit Pferd?
Es gibt vielerlei Situationen, in denen Du mit Unterstützung eines Clickers zu einem schnelleren Erfolg kommen kannst:
- Stillstehen beim Putzen
- Hufgeben
- das Pferd satteln
- Führtraining
- Hufschmiedbesuch
- Tierarzt
- Verladen in einen Hänger
- Trense anlegen
- Tricks einstudieren
- Freiarbeit
- Gymnastikübungen
- positive Ablenkung bei Stress
Unterstützung beim Clickern mit einem Target
Die Situationen, für die sich ein Clicker lohnt, sind sehr verschieden. Eine ideale Unterstützung kann ein Target sein, womit „ein Zielobjekt“ gemeint ist. Das kann Deine offene Handfläche sein, der Dein Pferd folgen soll, oder aber ein Targetstick. Dabei handelt es sich um einen Stab, an dessen Ende zum Beispiel ein Tennisball, ein Gummiball oder ein Stück Schaumstoff befestigt ist. Auf diesen musst Du Dein Pferd erst einmal konditionieren. Das geht recht einfach: Jedes Mal, wenn es mit der Nase den Stick berührt bzw. diesem mit dem Kopf folgt, machst Du „Klick“ und gibst dem Pferd seine Belohnung. Schon bald wird es verstanden haben, dass es sehr lohnenswert ist, dem Stab zu folgen. Diesen kannst Du perfekt einsetzen, wenn Du kleine Kunststücke einüben oder Dein Tier in den Pferdeanhänger führen möchtest.
Trainingsaufbau beim Clickertraining mit Pferd
Je umfangreicher eine Übung ist, in desto kleinere Schritte musst Du sie zerlegen. Das ist nicht immer einfach, da Du Deinem Pferd nicht erklären kannst, was Du möchtest. Manchmal hilft der Targetstab, gelegentlich bist Du aber darauf angewiesen, dass Dein Tier Dir verschiedene Verhaltensweisen anbietet. Du musst dann sehr aufmerksam sein und genau im richtigen Moment den Clicker betätigen. Daraufhin kannst Du diesen Zwischenschritt mit Deinem Pferd üben. Am besten gleich ein paarmal hintereinander. Anschließend solltest Du eine Pause einlegen, denn dein Tier kann nur für eine bestimmte Zeit die Konzentration hochhalten. Es soll ja Freude machen, gemeinsam zu arbeiten, und nicht in Stress oder gar Druck ausarten. Das ist genau das, was wir mit Clickertraining vermeiden möchten.
Damit Dein Pferd die Arbeit mit dem Clicker liebt, solltest Du die Trainingsphasen auf eine bestimmte Zeit beschränken und auch nicht zwingend jeden Tag üben. Verlange nicht zu viel und frage Dich bei Problemen, ob es vielleicht an Dir liegt, dass eine Übung noch nicht reibungslos funktioniert. Dein Pferd wird sicherlich nicht absichtlich etwas falsch machen. Immerhin möchte es das nächste Leckerli ergattern. Wahrscheinlicher ist es also, dass Du etwas noch nicht verständlich genug herübergebracht hast. Habe Geduld und verliere nicht die Freude und den Antrieb. Umso schöner ist dann das Gefühl des Erfolgs. Diesen spürt auch das Pferd, was nicht nur eure Bindung stärkt, sondern es auch motiviert, weitere erfolgreiche Momente zu kreieren.