Hundehalter unterschätzen die Kosten für den Tierarzt


FOCUS Tierdoktor
VS.-Versicherungsexperte im Interview
Die Tierarztkosten sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen – und werden auch zukünftig noch weiter erhöht. Dennoch raten Verbraucherschützer derzeit von einer Tierkrankenversicherung ab. Aber ist die finanzielle Absicherung wirklich unnötig? Die VS. als Versicherungsexperte erklärt im Interview mit dem FOCUS Tierdoktor, wann der Schutz in jedem Fall sinnvoll ist und was Du als Tierhalter beachten solltest.
(FOCUS Tierdoktor, Ausgabe November 2019)
FOCUS Tierdoktor:
Ihr Portal vergleichen-und-sparen.de ist einer der größten unabhängigen Makler von Tierkrankenversicherungen. Hand aufs Herz: Braucht es diese, oft kostspielige, Absicherung tatsächlich?
VS.:
Die Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Einige unserer Mitarbeiter hatten Hunde, die teils das fast biblische Alter von 19 Jahren erreichten. Und das bei bester Gesundheit bis kurz vor ihrem Tod. Andere wiederum haben Hunde, die ständig Medikamente nehmen müssen. Und bei einem Hund stellen sich die Ohrenschmerzen trotzdem immer wieder ein. Hier summieren sich die Tierarztkosten jedes Jahr auf über 1.500 €. Da lohnt sich diese Form der Absicherung auf jeden Fall!
Es gibt sogar Krankenversicherungen für Papageien und Kaninchen. Das bieten bisher aber nur wenige Gesellschaften an. Hier müssen sich die Tierhalter dann überlegen, ob sie auch für diese Tiere eine Krankenversicherung haben möchten.
Verbraucherschützer warnen übrigens schon länger davor, dass Tierhalter auf Kosten sitzen bleiben, wenn Ärzte einen höheren Gebührensatz berechnen, als die Versicherung vorsieht.
Darauf sollten Tierhalter auf jeden Fall achten. Tierärzte können nach dem einfachen, doppelten oder dreifachen Gebührensatz abrechnen. Das ist ähnlich wie in der privaten Krankenversicherung für den Mensch. Eine günstige Versicherung zahlt oft nur den einfachen Satz. In der Regel nehmen Tierärzte den zweifachen Gebührensatz.
FOCUS Tierdoktor:
Wann kommt der dreifache ins Spiel?
VS.:
Meistens bei Notoperationen, an Sonn‑ und Feiertagen oder wenn eine Operation für den Arzt besonders schwierig oder aufwendig ist. Berechnet der Tierarzt den dreifachen Satz, die Versicherung berücksichtigt jedoch nur den einfachen Satz, bleiben Versicherte auf zwei Drittel der Kosten sitzen. Wir stellen aber fest: Die Menschen unterschätzen die Kosten beim Tierarzt oft massiv.
FOCUS Tierdoktor:
Welche Alternativen haben Hunde- und Katzenhalter?
VS.:
Die Beiträge einer Operationsversicherung sind deutlich günstiger, decken aber natürlich nur die Kosten für Operationen und nicht Krankheiten ab. Für Katzen sind entsprechende Versicherungen schon für zehn Euro im Monat zu haben. Zum Vergleich: Die Vollversicherung kostet etwa 35 €. Das gilt in der Regel für Tiere bis zwei Jahre. Danach kann es teurer werden. Rund 80 Prozent der Tiere werden jedoch schon im Welpenalter versichert.
FOCUS Tierdoktor:
Weil es später schwierig wird, von einem Versicherer aufgenommen zu werden?
VS.:
Bis zum vierten Geburtstag ist das in der Regel ohne Problem möglich. Bis zum siebten oder achten Geburtstag fallen entweder die Beiträge höher aus, oder es werden tierärztliche Atteste nötig. Nach dem achten Geburtstag ist eine Versicherbarkeit nur noch bei wenigen Gesellschaften möglich und zieht hohe Selbstbeteiligungen nach sich.
FOCUS Tierdoktor:
Im Bereich Hundehaftpflicht haben Sie mit den Versicherern Spezialtarife vereinbart. Was war Ihnen dabei besonders wichtig?
VS.:
Wir haben mit den Gesellschaften zum Beispiel günstigere Tarife für ältere Versicherungsnehmer ausgehandelt, die es in dieser Form noch nicht gab. Denn mit 50 oder 60 Jahren habe ich oft nicht meinen ersten, sondern zweiten oder dritten Hund. Diese Erfahrung merkt man deutlich: Ältere Versicherungsnehmer reichen viel weniger Schäden ein als junge.
FOCUS Tierdoktor:
Was wollten Sie noch neu machen?
VS.:
Wenn ein Freund auf meinen Hund aufpasst und in dieser Zeit von ihm gebissen wird, kann es heikel werden. In der Regel zahlen Versicherungen dann nicht, weil der Freund die Aufsicht übernommen hat, ich aber der Versicherungsnehmer bin. Das haben wir in den neuen Verträgen berücksichtigt.
FOCUS Tierdoktor:
Was empfehlen Sie darüber hinaus?
VS.:
Bei Hundehaftpflichtversicherungen raten wir ab von Verträgen mit Selbstbehalt. Der Prämienunterschied ist äußerst gering. Wenn aber doch mal etwas passiert, ist es gut, sich nicht an den Kosten beteiligen zu müssen.
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