Fellpflege beim Pferd: warum sie so wichtig ist
Vor oder nach dem Reiten, nach dem ausgiebigen Wälzen auf der Weide oder einfach, weil Du Deinen großen Liebling verwöhnen und auf Hochglanz bringen willst: Das Putzen des Pferdes ist ein essenzieller Teil der Versorgung. Aber warum ist die Pflege des Fells so wichtig? Was braucht es an Bürsten und Zubehör? Und wie putzt man ein Pferd richtig? Hier erfährst Du alles zur Fellpflege beim Pferd.
Die natürliche Fellpflege beim Pferd
In der freien Wildbahn „managen“ Pferde ihre Fellpflege selbst. Sie wälzen sich im Sand oder reiben sich an Baumstämmen, wenn das Fell einmal juckt. Im natürlichen Herdenverband übernehmen viele Pferde auch die Fellpflege gegenseitig, indem sie sich abwechselnd Kruppe und Widerrist knabbern wie alte Freunde, die ein Schwätzchen halten. Stall- und Weidehaltung ist für Pferde zwar sicher und komfortabel, macht die natürliche Fellpflege aber schwieriger. Viele Boxen sind zu eng, um sich gefahrlos zu wälzen. Und nicht jede Weide kann mit sandigen Kuhlen glänzen, in denen Pferde glücklich herumrollen können.
Scheuernde Trensen und Satteldruck
Also müssen wir Menschen für einen Ausgleich sorgen, wenn wir unsere Pferde gesund und munter erhalten wollen. Ganz besonders die Beanspruchung bestimmter Körperregionen beim Reiten kommt in der freien Natur nicht vor, sodass wir mit größter Sorgfalt die Stellen reinigen müssen, an denen später Sattel, Trense oder Gamaschen aufliegen. Scheuert die Trense, weil Sand oder Dreck im Fell verborgen sind, kann das sehr schmerzhaft für ein Pferd werden und offene Stellen an der Haut verursachen. Befinden sich zwischen der Satteldecke und dem empfindlichen Pferderücken Rückstände wie Heu, Steinchen oder verkrusteter Schmutz, ist der gefürchtete Satteldruck die Folge.
Auch für das Gesamtbefinden des Pferdes spielt das gründliche Putzen eine wichtige Rolle, denn das Striegeln ist wie eine Wellnessanwendung. Durch die sanfte Massage wird die Durchblutung angeregt, die Muskeln werden warm und lockern sich, der Kreislauf kommt in Schwung. Obendrein hast Du beim Putzen die Möglichkeit, den ganzen Körper Deines Pferdes gründlich nach kleinen Wunden, Zecken und ähnlichem zu untersuchen.
Gut geschützt, wenn Fellprobleme beim Pferd auftreten
Sorgfalt beim Putzen Deines Pferdes ist aktive Gesundheitsvorsorge. Doch trotz bester Fellpflege können hin und wieder Probleme auftreten. Vielleicht hast Du bei Deinem Pferd eine kleine Hautverletzung übersehen, die sich entzündet und zu einer größeren Wunde entwickelt. Muss diese in einer Tierklinik behandelt und genäht werden, kann der Eingriff bis zu 2.500 € kosten. Teuer wird es auch, wenn Dein Pferd an einem Hauttumor leidet und dieser chirurgisch entfernt werden muss. Je nach Größe des Tumors kostet die OP bis zu 3.000 €.
Die hohen Operationskosten trägt in diesen Fällen eine Pferde-OP-Versicherung für Dich. So kannst Du Deinem Pferd, wenn es in Not gerät, jederzeit den rettenden Eingriff ermöglichen, ohne dafür unerwartet hohe Zahlungen aufbringen zu müssen. Eine Empfehlung unserer Versicherungsexperten für einen OP-Schutz mit gutem Preis-Leistungsverhältnis ist folgender Tarif der GHV Versicherung:
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Putzen des Pferdes, für eine gute Bindung
Wenn Du mit Gefühl vorgehst und beim Putzen auf die Bedürfnisse Deines Pferdes achtest, wird es das Putzen lieben. Bedenke, dass jedes Pferd andere Vorlieben hat. Manche Tiere, besonders Stuten, sind kitzelig an Bauch und Flanke, andere Pferde lieben es, richtig kräftig mit den Bürsten massiert zu werden. Von vorne bis hinten gründlich geputzt zu werden, ist für viele Pferde das Highlight des Tages, denn wer wird nicht gern massiert und gekrault? Wichtig ist aber, dass Du jederzeit auf die Signale Deines Pferdes achtest und sie richtig deutest. Drängt es Dir die Schulter entgegen? Dann darfst Du hier ruhig ein bisschen länger und fester bürsten. Zuckt es zurück, wenn Du eingetrockneten Mist an der Hinterhand zu fest rubbelst? Dann reinige Dein Pferd an dieser Stelle sanfter.
Diese stumme Zwiesprache macht es Dir nicht nur leichter, mit Deinem Pferd umzugehen, sie festigt vor allem das beidseitige Vertrauen. Pferde sind sehr soziale und intelligente Tiere. Je einfühlsamer Du für die Fellpflege Deines Pferdes sorgst, umso vertrauter und stabiler wird die Bindung des Pferdes zu Dir. Putze also, wann immer es Dir möglich ist, Dein Pferd selbst. Du wirst beim Reiten mit Sicherheit für den Aufwand belohnt.
Der Putzkasten: Was gehört hinein?
Aus hygienischen Gründen sollte jedes Pferd seinen eigenen Putzkasten haben und auch immer nur mit „seinem“ Putzzeug gepflegt werden. Manche Krankheiten oder Ungeziefer sind über Kontakt übertragbar, achte also zur Vorbeugung von Ansteckung darauf, dass Striegel, Kardätschen und Schwämme nicht vertauscht werden. Es ist dennoch empfehlenswert, das Putzzeug regelmäßig von Haaren und Staub zu befreien und gelegentlich gründlich auszuwaschen. Achte anschließend darauf, dass die Striegel und Bürsten gründlich trocknen. Ein vollständiger Putzkasten sollte folgende Teile enthalten:
- einen Striegel (aus Plastik, Gummi oder Eisen)
- eine Kardätsche
- eine Wurzelbürste
- zwei Schwämme in verschiedenen Farben
- einen Hufkratzer
- Kamm und Bürste für die Mähne
- ein Handtuch
- idealerweise einen Lammfellhandschuh
- optional eine sogenannte „Schmusebürste“ mit besonders weichen Borsten
Ist der Putzkasten vollständig, kann es losgehen. Jetzt musst Du die Putzwerkzeuge nur noch in der richtigen Reihenfolge so anwenden, dass das Fell des Pferdes komplett gereinigt und gepflegt wird!
Auf die Reihenfolge kommt es an: Das Pferd richtig putzen!
Zu Deiner eigenen Sicherheit sollte das Pferd an einem geräumigen Putzplatz sicher angebunden werden. Halfter und Führstrick sind dazu ebenso wichtig wie eine Möglichkeit, das Pferd mit einem Anbindeknoten sicher an einem Ring oder Gatter zu befestigen. Der Anbindeknoten wird auch Panikknoten genannt, da er sich mit einem Ruck lösen lässt. Achte aber darauf, das lose Ende des Knotens noch so durch die Schlaufe zu stecken, dass Dein Pferd den Knoten nicht selbst lösen kann! Denn es gibt tatsächlich clevere Pferde, die so lange scheinbar unschuldig am Führstrick knabbern, bis sie herausgefunden haben, wie sie den Knoten lösen. Steht das Pferd ruhig und sicher, kannst Du mit dem Putzen beginnen.
- Angenehme Massage mit dem Striegel
Beginne das Putzen mit dem Striegel. Stell Dich seitlich zum Pferd hin und massiere mit kreisenden Bewegungen von vorne nach hinten die muskulösen Körperpartien des Pferdes. Auch ein weicher Gummistriegel ist nicht geeignet, um knochige Körperstellen wie Gelenke zu reinigen, denn das wäre für das Pferd unangenehm bis schmerzhaft! Beschränke Dich mit dem Striegel wirklich nur auf die Rundungen, an denen Dein Pferd dickes, schützendes Fell hat. Hier ist der erwünschte Massageeffekt sehr angenehm für Dein Pferd, aus dem Unterfell werden Staub und Dreck gelöst. Klopf den Striegel hin und wieder auf dem Boden aus. - Pflege mit der Kardätsche
Der Striegel hat Staub, Haare und Verunreinigungen aus den Tiefen des Fells gelöst. Nun kommt die Kardätsche mit ihren weichen Borsten zum Einsatz. Nimm in die eine Hand die Kardätsche und in die andere den Striegel. Bürste dann in ruhigen, festen Strichen vom Hals bis zur Kruppe das Pferd gründlich ab, um die mit dem Striegel herausgelösten Verunreinigungen auszustreichen und das Fell wieder zu glätten. Streiche die Kardätsche regelmäßig am Striegel ab und klopfe diesen aus. Mit etwas Übung kommst Du bei diesem Schritt der Fellpflege in einen beruhigenden und entspannenden Fluss, den Dein Pferd sehr genießen wird. Wichtig ist, dass Du immer der Richtung des Fells folgst und zum Beispiel am Wirbel über der Flanke nicht gegen den Strich bürstest. - Sanfte Reinigung des Kopfes
Ist der Körper des Pferdes gründlich gebürstet, wird es Zeit, sich um den Kopf zu kümmern. Hier gilt grundsätzlich: Benutze nur weiche Bürsten. Hat Dein Pferd sich vor dem Putzen im Paddock oder auf der Weide vergnügt, kann es sein, dass es Sand im Gesicht, speziell in der Augenregion hat. Nimm ein sauberes, weiches Handtuch und gehe auf jeden Fall mit viel Gefühl vor, wenn Du Deinem Pferd „das Gesicht wäschst“. Fahre gefühlvoll mit dem Handtuch um die Augen, um Staub und Sand vorsichtig zu entfernen. Achte bei dieser Gelegenheit auch gleich darauf, ob die Augen des Pferdes gesund, klar und frei von Verkrustungen sind.
Nicht jedes Pferd wird gern im Gesicht gebürstet. Ein möglicher Grund ist, dass die Haut direkt auf dem Knochen liegt. Es gibt also keine schützenden Polster, die zu grobe Berührungen abfangen. Trotzdem ist es wichtig, den Kopf gut zu reinigen, damit später durch die Trense keine Scheuerstellen entstehen. Lasse Deinem Pferd Zeit, sich damit anzufreunden. Bewege auch vorsichtig das Halfter hin und her, um wirklich alle Partien zu erreichen. - Der Einsatz der Schwämme
Jedes Pferd sollte zwei eigene Schwämme besitzen. Idealerweise haben diese verschiedene Farben, damit es nicht zu Verwechslungen kommen kann. Ein Schwamm dient zum Reinigen von Nüstern und Maul, der andere ist dem After vorbehalten. Es ist also aus hygienischen Gründen extrem wichtig, die Schwämme nicht zu tauschen. Beide Schwämme sollten weich und saugfähig sein, kein Pferd mag eine Scheuerbürste an den empfindlichsten Körperstellen! Befeuchte die Schwämme mit klarem, frischem Wasser und putz dann mit dem ersten Schwamm Deinem Pferd vorsichtig die Nase. Übe aber keinen Zwang aus, nicht alle Pferde mögen es, wenn Du ihnen durch die Nüstern wischst.
Um den After zu reinigen, musst Du ruhig, aber beherzt den Schweif greifen und zur Seite ziehen. Stell Dich dabei nie hinter das Pferd! Suche seitlich einen festen Stand, bevor Du zugreifst, denn das Pferd kann jederzeit aus einem Reflex heraus ausschlagen. Dieses Ausschlagen muss keineswegs bösartig gemeint sein, aber Pferde sind schreckhafte Fluchttiere und es besteht immer die Möglichkeit, dass eine Berührung Dein Pferd kurz in Panik versetzt. Reinige den After mit sanften, aber festen Strichen von oben nach unten, bevor Du den Schweif wieder loslässt. Den Schweif zur Seite zu ziehen, kann durchaus Kraft erfordern, denn die Schweifmuskulatur eines Pferdes ist oft stärker als gedacht. - Das Bürsten der Beine
Die Beine des Pferdes sind „trocken“ wie der Kopf, das heißt, sie haben nur eine dünne Fettschicht. Aber leider sind sie oft stärker verschmutzt. Das optimale Putzwerkzeug für die Beine ist also die Wurzelbürste, denn sie ist weicher als der Striegel, aber fester als die Kardätsche. Gebürstet wird immer mit dem Strich, also von oben nach unten. Manche Pferde haben längere Haare an den Fesseln. Kontrolliere diese besonders gründlich nach Verschmutzungen, da sich sonst schnell Mauke beim Pferd bilden kann.
Achte beim Putzen der Beine vor allem auf Deine eigene Sicherheit. Beuge Dich niemals unter dem Pferd hindurch, sondern bleib immer seitlich zu ihm stehen. Lassen Verschmutzungen sich mit der Wurzelbürste nicht lösen, gönne Deinem Pferd nach dem Reiten, wenn es aufgewärmt ist, eine kalte Dusche mit dem Schlauch. Spritze in solchen Fällen die Beine einfach sanft ab, bis der Schmutz sich löst. Übrigens: Bei besonders heißen Sommertemperaturen kannst Du Dein Pferd nach dem Abspritzen der Beine auch am Körper erfrischen und anschließend das Wasser mit einem sogenannten Schweißmesser abziehen. - Das Finish: Schweif und Mähne
Jetzt kommt der schönste Teil der Pferdepflege: Kümmere Dich um Schweif und Mähne, damit Dein Pferd in der Reitbahn glänzt. Bürste den Schweif nur, wenn es unbedingt nötig ist, denn die Haare können leicht brechen oder ausreißen und es dauert sehr lange, bis ein Pferdeschweif nachwächst. Fahre lieber nur mit den Fingern durch die Haare und verlese den Schweif von Hand. Zupfe Heu und Stroh aus den Haaren und glätte die einzelnen Strähnen, das reicht meist schon vollkommen aus. Ein gesundes und gepflegtes Pferd hat von Natur aus einen dichten, glänzenden Schweif. Vor Turnieren oder wenn Dein Liebling sich besonders ausgiebig gewälzt hat, kannst Du den Schweif mit speziellem Schweif-Shampoo waschen oder ein Schweifspray benutzen. Das macht die Haare beim Verlesen glatter. Gelegentlich kannst Du den Schweif ein wenig beischneiden. Kürze ihn keinesfalls zu sehr, da er als natürliche „Fliegenklatsche“ für das Pferd dient.
Die Mähne sollte ebenfalls sanft behandelt werden, wobei Du aber auch mit einer Bürste arbeiten kannst. Rupfe dabei nur keine Haare heraus, sondern gehe mit Gefühl vor und löse Knoten lieber mit den Fingern. Auch die Mähne sollte ab und an ein wenig mit der Schere gekürzt werden, aber bitte ebenso behutsam wie der Schweif.
Für die Pflege der Hufe habe wir Dir einen eigenen, ausführlichen Artikel zusammengestellt: Hufpflege.
Fellpflege beim Pferd: mehr als aktive Gesundheitsvorsorge!
Fellpflege gegenseitig zu betreiben, ist für Pferde ein wichtiger sozialer Akt. Wen ein Pferd mag, den putzt es auch. Gönne Dir und Deinem Pferd also zum Abschluss des Putzens die Freude, noch ein bisschen Eure gemeinsame Beziehung zu pflegen. Kuschle mit Deinem Pferd und streichele es sanft mit einem Lammfellhandschuh, der zusätzlich für Glanz auf dem frisch geputzten Fell sorgt. Rede mit Deinem Liebling, lasse Dich sanft beknabbern und genieße seine Zuwendung. Dein Pferd bedankt sich damit für Deine liebevolle Pflege.