Wie gefährlich ist das West-Nil-Virus für mein Pferd?
In Deutschland ist ein Virus auf dem Vormarsch, das nach bisherigen Erkenntnissen vor allem Vögel und Pferde betrifft. Forscher wiesen seit 2018 bis zum Herbst 2022 bei über 80 Pferden die Infektion mit dem West-Nil-Virus nach. Vor allem der milde Winter 2018/2019 und der langanhaltende Sommer haben die Verbreitung des Virus in Deutschland und Europa gefördert. Seit Sommer 2024 nehmen die Fälle vom West-Nil-Virus in Deutschland wieder deutlich zu. Mehr als 30 Pferde wurden positiv getestet. Doch wie gefährlich ist die Viruserkrankung für Dein Pferd? Was sind die Symptome? Und wie kannst Du vorbeugen? Bei uns kannst Du mehr darüber erfahren.
West-Nil-Virus: Ursprung und Übertragung
Im Jahr 1937 ist das West-Nil-Virus erstmalig im West-Nil-Distrikt in Uganda aufgetaucht. Bis heute kommt es auf allen Kontinenten vor. Hauptausbreitungsgebiete sind Afrika, Israel, die Westtürkei, der Mittlere Osten, teilweise sogar Nord- und Mittelamerika. Die Übertragung des West-Nil-Virus erfolgt durch die in Europa verbreiteten Stechmücken der Gattung Culex. Sie stechen wild lebende, infizierte Vögel und übertragen das Virus dann auch auf Pferde und vereinzelt auf Menschen.
Menschen und Pferde sind zwar Fehlwirte, das heißt, das Virus kann sich innerhalb des Körpers nicht ausreichend vermehren, um andere Organismen zu infizieren. Dennoch macht die Häufigkeit der auftretenden Fälle eine Erforschung und Untersuchung notwendig.
VS.-Info: das West-Nil-Virus in Deutschland
- August 2018: drei erkrankte Bartkäuze in einem Zoo in Halle
- September 2018: ein verendeter Bartkauz in einem Wildpark in Poing
- Sommer 2019: diverse erkrankte Vögel in Mitteldeutschland
- September 2019: die ersten erkrankten Pferde in Bayern
- September 2019: erste Infektion bei einem Menschen
- 2020 – 2022: ca. 45 bestätigte Infektionen beim Menschen, mehr als 80 bei Pferden
- seit Juli 2024: wöchentlich neue Meldungen von infizierten Vögeln und Pferden, im August auch beim Menschen
Auch wenn Du natürlich hoffst, dass es Dein Pferd nicht trifft und es niemals ernsthaft erkrankt, zeigt sich gerade bei der Gefahr einer Infektion mit dem West-Nil-Virus, wie schnell hohe Tierarztkosten entstehen können. Eine Pferdekrankenversicherung übernimmt nicht nur die Kosten für erforderliche Laboruntersuchungen zur Diagnose von Erkrankungen wie dem West-Nil-Fieber, sondern auch die nötigen Behandlungen, damit es Deinem Pferd schnell besser geht.
Auch stationäre Maßnahmen, falls bei Deinem Pferd Komplikationen auftreten und eine Unterbringung in einer Klinik unumgänglich ist, gehören zu den Leistungen. Und das unabhängig vom Satz der Gebührenordnung für Tierärzte. Außerdem werden alternative Methoden und Physiotherapie sowie Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen bezuschusst.
So kannst Du Dich ganz auf die Genesung Deines großen Lieblings konzentrieren und musst Dir nicht auch noch um die finanzielle Belastung Sorgen machen. In unserem Online-Rechner kannst Du Dich genau informieren und die Tarife vergleichen. Unsere Berater helfen Dir bei sämtlichen Fragen gerne unverbindlich weiter und stehen Dir auch beim Vertragsabschluss sowie der anschließenden Betreuung zur Seite. Jetzt vergleichen
Woran erkenne ich beim Pferd das West-Nil-Fieber?
Beim infizierten Pferd treten die ersten Symptome in der Regel nach einer Inkubationszeit von 3 bis 14 Tagen auf. Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Die Mehrzahl der Pferde hat, wie auch der Mensch, überhaupt keine Symptome. In etwa 8 Prozent der Fälle führt die Infektion jedoch zu einer Entzündung des Gehirns oder der Hirnhaut. Dann zeigt das infizierte Pferd neurologische Auffälligkeiten. Tierexperten sprechen in diesen Fällen vom West-Nil-Fieber. Dazu gehören
- ein stolpernder Gang
- Lähmungserscheinungen an der Nachhand
- Zittern der Muskelpartien
- Schwächeanfälle
- Festliegen des Pferdes
Vor allem das Festliegen entwickelt sich über einen längeren Zeitraum zu einer tödlichen Gefahr für das Pferd, da der Körper zu schwer ist, um längere Zeit in derselben Position auf dem Boden zu liegen. Es kann zu Nervenquetschungen, Organschäden und Kreislaufversagen kommen.
Es gibt aber auch eine Vielzahl von Symptomen beim West-Nil-Fieber, die typisch für andere Krankheiten sind. Behalte Dein Pferd im Auge und achte auf diese Punkte:
- Appetitlosigkeit
- Fieber
- Anzeichen einer Kolik beim Pferd
- Mattigkeit
- apathische Erscheinungen
- Krämpfe
Wie kann der Tierarzt das West-Nil-Fieber erkennen?
Stellst Du die beschriebenen Symptome bei Deinem Pferd fest, informiere am besten sofort den Tierarzt. Insbesondere dann, wenn kein Impfschutz vorhanden ist oder Dein Pferd Mückenstichen ausgesetzt war, besteht grundsätzlich das Risiko, dass es über die Infektion vom Blut am West-Nil-Fieber erkrankt. Eine routinemäßige Untersuchung wird das Virus nicht zum Vorschein bringen. Mittels Laboruntersuchungen muss der Tierarzt andere neurologische Erkrankungen ausschließen und gezielt nach Antigenen oder Antikörpern des West-Nil-Virus suchen. Doch damit ist es nicht getan: Dein Pferd benötigt oft über eine längere Zeit medizinische Behandlungen.
Welche Folgen hat das West-Nil-Virus für mein Pferd?
Die Auswirkungen fallen recht unterschiedlich aus. Bei mehr als einem Drittel der Pferde, die Symptome des West-Nil-Virus zeigten, verlief die Erkrankung tödlich. Bei manchen genesenen Tieren bleiben Folgeerscheinungen zurück. Etwa jedes fünfte Pferd zeigt danach weiterhin phasenweise Ausfallerscheinungen, Störungen im Muskelapparat und Schwächeerscheinungen. Pferde, die bisher als Reitpferd oder Sportpferd im Einsatz waren, können im schlimmsten Fall nicht mehr geritten werden. In manchen Fällen können Physio und Reha dem Pferd helfen, die Nachfolgeerscheinungen zumindest zu verbessern. Doch das ist teuer: Die physiotherapeutische Erstbehandlung kostet ca. 150 €, jede Folgebehandlung ca. 100 €. Eine Pferdekrankenversicherung übernimmt diese Maßnahmen zu großen Teilen.
Wie wird eine Erkrankung durch das West-Nil-Fieber behandelt?
Eine Therapie gegen das West-Nil-Fieber gibt es nicht, das erkrankte Pferd kann nur symptomatisch behandelt werden. Pferde entwickeln natürliche Antikörper gegen das West-Nil-Virus. Es ist wichtig, dass Dein Pferd ausreichend Nahrung aufnimmt und trinkt. Ist das nicht der Fall, ist eine intravenöse Versorgung notwendig. Dazu ist eine Betreuung in einer Tierklinik notwendig, damit Tierärzte die Ernährung und Flüssigkeitsversorgung durchgehend sicherstellen. Hier kann das Pferd bei schweren neurologischen Ausfallerscheinungen auch in einer speziell gepolsterten Box untergebracht werden, damit durch das Hinfallen keine weiteren Verletzungen entstehen. Für die Behandlung und Unterbringung in der Pferdeklinik kommt die Pferdekrankenversicherung auf.
Kann ich mein Pferd gegen das West-Nil-Virus impfen lassen?
Es gibt eine Impfung gegen das West-Nil-Virus, die zwar nicht verpflichtend ist, aber empfohlen wird. Da es keine spezifische Behandlung gegen das West-Nil-Virus gibt, geh auf Nummer sicher und lassen Dein Pferd im Vorfeld impfen. Damit beugst Du einem schweren oder gar tödlichem Verlauf vor. Die Impfung besteht aus einer Grundimmunisierung und einer zweiten Injektion nach ca. 4 Wochen. Anschließend wird sie jährlich aufgefrischt. Du musst pro Injektion mit Kosten ab ca. 80 Euro rechnen. Diese Kosten werden von der Pferdekrankenversicherung bezuschusst. Halte bei einer Impfung den Equidenpass Deines Pferdes bereits, damit der Tierarzt diese dokumentieren kann. Wichtig ist, dass Dein Pferd bei der Impfung bei guter Gesundheit ist. Eine möglicherweise vorhandene Erkrankung macht es notwendig, eine geplante Impfung zu verschieben. Wenn Dein Pferd in der Vergangenheit unverträglich auf Impfungen reagiert hat, informiere Deinen Tierarzt darüber. So kann er auf einen besser verträglichen Impfstoff ausweichen.
Eine Impfung ist ein Stressfaktor für den Körper des Pferdes. Gönne daher Deinem großen Freund zwei bis drei Tage Pause und halte seinen Gesundheitszustand im Auge. Kommt es zu Unverträglichkeiten oder Schwellungen an der Injektionsstelle, benachrichtige Deinen Tierarzt, damit er Dein Pferd eingehend untersuchen kann.
Welchen Schutz gibt es für mein Pferd gegen das West-Nil-Virus?
Das West-Nil-Virus verbreitet sich durch die Übertragung von Mücken. Daher ist es wichtig, dass Du Dein Pferd vor den Plagegeistern schützt. Wechsele das Wasser auf den Weiden täglich, denn abgestandenes Wasser lockt Mücken an. Decke die Trinkwasserquellen, wann immer Dein Pferd nicht auf der Weide steht, am besten ab, damit sich keine Mückenlarven darin bilden. Wenn unmittelbar an der Weide Wassergräben verlaufen, sollten auch diese im besten Fall abgedeckt werden.
Nutze Mittel zur äußeren Anwendung auf der Hautoberfläche Deines Pferdes, um Mücken abzuwehren. Das höchste Risiko einer Ansteckung besteht in den Monaten Juli bis Oktober, da hier am häufigsten Stechmücken aktiv sind. Es gibt auch spezielle Pferdedecken. Vorsicht jedoch an besonders heißen Tagen, da dann die Gefahr einer Überhitzung Deines Pferdes durch die Decke besteht.
In der Dämmerung sind besonders viele Insekten unterwegs. Bringe Dein Pferd dann in die Box oder biete einen dunklen Unterstand an. Achte darauf, dass nachts keine Lichtquellen im Stall die Mücken anlocken. Insektenfallen an der Weide und im Stall können ebenfalls Abhilfe schaffen.
Achte auch darauf, dass Paddock und Weide immer gut abgeäppelt und die Box gründlich gemistet ist. Pferdeäpfel ziehen ebenfalls Insekten an.
Wie wirkt sich das West-Nil-Fieber auf Menschen aus?
Im Jahr 2018 kam es in Deutschland zu einer Übertragung des West-Nil-Virus auf einen Menschen. Bei der Obduktion eines infizierten Bartkauzes im Landkreis Eberberg kam der Tierarzt in direkten Kontakt mit erregerhaltigen Körperflüssigkeiten. Darauf kam es zum Ausbruch des West-Nil-Fiebers bei dem Tierarzt. Glücklicherweise ist der Tierarzt wieder vollständig genesen.
Bislang ist eine Ansteckung von Mensch zu Mensch nicht nachgewiesen. Hingegen besteht Ansteckungsgefahr über Körperflüssigkeiten oder Sekrete erkrankter Tiere. Beim Menschen verläuft das West-Nil-Fieber in den meisten Fällen ohne Symptome. Etwa bei 20 Prozent der Betroffenen kann es zu Ausprägungen ähnlich einer Grippe kommen. In seltenen Fällen erkranken auch Menschen an einer Hirnhautentzündung, die jedoch meistens milde verläuft. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für Menschen höheren Alters oder mit Vorerkrankungen. Hier ist es in Ländern mit einer größeren Verbreitung des West-Nil-Virus bereits zu Todesfällen gekommen.
Hinweis: Mit unserem Beitrag möchten wir allgemeine Informationen und erste Hinweise zum West-Nil-Virus bei Pferden liefern. Er soll nicht der eigenmächtigen Diagnose, Behandlung und Medikation Deines Tieres dienen und keinesfalls den tierärztlichen Rat ersetzen.Häufige Fragen
Welche Risikogebiete des West-Nil-Virus gibt es in Deutschland?
Die bisherigen Hauptverbreitungsgebiete in Deutschland sind Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 2024 wurde das Virus auch bei einigen Pferden in anderen Ländern wie zum Beispiel Niedersachsen nachgewiesen.
Verläuft das West-Nil-Fieber bei Pferden tödlich?
Ein Pferd, das bereits Symptome zeigt, kann die Krankheit überleben. In ca. 20 % der Fälle bleiben aber neurologische Erscheinungen zurück. Nach bisherigen Erkenntnissen verläuft die Viruserkrankung in rund 30 bis 50 % der Fälle beim Pferd tödlich.