Kaninchen kastrieren - Kosten, Ablauf und Vorteile
Die Kastration eines Tieres ist für Tierfreunde immer ein heikles Thema. Bei Kaninchen ist das nicht anders. Doch auch wenn Dir der Gedanke, bei Deinem geliebten Mümmler etwas „wegzuschneiden“ vielleicht nicht gefällt, ist es doch in den meisten Fällen gelebter Tierschutz und hat sowohl für Dich als Halter als auch für Deine Kaninchen diverse Vorteile. Welche das sind, wann man eine Kastration am besten vornehmen lässt und was Du noch zum Thema Kastration bei Kaninchen wissen solltest, erfährst Du in unserem Artikel.
Kastration beim Kaninchen: Warum ist sie sinnvoll?
Der erste und wichtigste Vorteil einer Kastration ist praktisch offensichtlich: Sie verhindert ungewollten Nachwuchs bei Deinen Kaninchen. Ein großes Plus, denn bei den fruchtbaren Tieren kann sonst sehr schnell eine große Population heranwachsen. Vor allem, da sich die Einzelhaltung von Kaninchen ohnehin verbietet und sich die Haltung gleichgeschlechtlicher Gruppen zwar nicht immer, aber doch auch nicht selten als schwierig und konfliktreich erweist. Eine Kombination aus Rammler und Häsin ist da oft harmonischer - nur leider auch fruchtbarer.
Und so süß die neugeborenen Kaninchen auch sind, die aus so einer Verbindung hervorgehen können – es sind Tiere mit Bedürfnissen, die gut betreut und versorgt werden wollen. Dieser „Kindersegen“ verlangt Dir nicht nur finanziell, sondern auch zeitlich eine Menge ab, zumal sich Abnehmer für die kleinen Hoppler auch nicht immer so einfach finden lassen.
Besser also, wenn Du schon eingreifst, bevor etwas Unverhofftes passieren kann. Bei Rammlern hat die Kastration zudem den Vorteil, dass sie nicht unter den Auswirkungen ihrer Sexualhormone leiden und seltener Verhaltensstörungen und Aggressionen entwickeln als unkastrierte Artgenossen. Auch Rangkämpfe kommen so deutlich seltener vor. Das erleichtert die Vergesellschaftung mit anderen Kaninchen enorm. Am grundlegenden Charakter des Tieres hingegen ändert sich nichts.
Zu guter Letzt leiden kastrierte Kaninchen seltener an Krankheiten und Beschwerden wie Hodenkrebs, Zysten, Tumoren oder Gebärmuttervereiterung, wodurch nicht nur männliche, sondern auch weibliche Kaninchen und deren Halter von einem solchen Eingriff profitieren.
Ab wann kann man sein Kaninchen kastrieren?
Der ideale Zeitraum für eine Kastration liegt bei den meisten Tieren im Alter von 4 - 6 Monaten. Ob die Frühkastration eines Kaninchens noch vor der Geschlechtsreife empfehlenswert ist, ist umstritten, da sie sich auch negativ auf das Knochenwachstum des Tieres auswirken kann. Auf der anderen Seite wird natürlich das Risiko eines „Unfalls“ deutlich reduziert und die sonst nötige Quarantänezeit entfällt. Wann der richtige Zeitpunkt für den Eingriff gekommen ist, solltest Du am besten mit Deinem Tierarzt besprechen. Dessen Rat sollte gerade auch bezüglich der Kastration von alten oder kranken Kaninchen eingeholt werden. Denn in diesen Fällen besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Am besten ist es deshalb, den Eingriff vornehmen zu lassen, solange das Langohr noch jung und gesund ist.
Mögliche Nebenwirkungen
Auch wenn die Kastration für Kaninchen viele Vorteile mit sich bringt, gibt es auch ein paar Risiken. So kann es – wie bei jeder Narkose – in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen durch das Narkosemittel kommen. Weiterhin sind, wie bei anderen Operationen auch, Entzündungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen möglich. Und auch Symptome wie Gewichtszunahme, Inkontinenz und Osteoporose sind als denkbare Langzeitfolgen einer Kastration im Gespräch und können nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da die Forschungslage hier noch nicht eindeutig ist. In den meisten Fällen jedoch sind die Eingriffe komplikationsarm und sicher.
Kaninchen kastrieren - so hoch sind die Kosten
Wie hoch die Kosten für eine Kaninchenkastration sind, hängt vor allem davon ab, welche Sätze nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) gewählt werden. Auch der individuelle Aufwand, das Geschlecht und der jeweils notwendige Einsatz von Medikamenten hat einen Einfluss auf die Tierarztrechnung. Die Kosten liegen in der Regel zwischen 60 € und mehr als 100 € bei Rammlern und 300 € oder mehr bei Häsinnen. Besser also, Du erkundigst Dich noch vor dem Eingriff, mit welchen Kosten Du zu rechnen hast. Noch viel besser ist es aber, wenn Du schon jetzt eine Kaninchenkrankenversicherung für Deine Kaninchen abschließt. Damit fallen die Kosten für die Kastration deutlich geringer aus und entfallen in einigen Fällen völlig. Außerdem bleibst Du mit solch einer Versicherung auch bei anderen Operationen oder im Falle von Erkrankungen Deiner Kaninchen nicht auf den Tierarztkosten sitzen.
Wie läuft die Kastration ab?
Eine Kastration, die nach Möglichkeit ein erfahrener Tierarzt durchführen sollte, wird für gewöhnlich unter Vollnarkose vorgenommen. Der Verzicht auf Nahrung oder Wasser am Tag vor der Operation oder eine sonstige besondere Vorbereitung sind für Dein Kaninchen nicht notwendig. Wenn die Narkose wirkt, werden beim Männchen die Hoden und beim Weibchen die Gebärmutter und Eierstöcke entfernt, wobei letzterer Vorgang deutlich aufwendiger ist. Sobald das Tier vollkommen wach und ansprechbar ist und das Narkosemittel somit seine Wirkung verloren hat, kann Dein Kaninchen wieder nach Hause. Jedoch muss Du es dort gut im Blick behalten und überwachen. Worauf Du hinsichtlich Verhalten, Hygiene und Wundpflege achten solltest, erfährst Du in unserem Artikel: Kaninchen nach der OP.
Falls es durch die Kastration zu einer plötzlichen Gewichtszunahme kommt, kann diese meist durch eine Ernährungsanpassung wieder reduziert werden. Während Weibchen nach der OP direkt wieder normal mit ihren Artgenossen zusammengesetzt werden können, müssen Rammler – wenn sie nicht frühkastriert wurden – für etwa 6 Wochen in Quarantäne, bevor sie wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkönnen. Deshalb solltest Du ihnen für diese Zeit schon vor der Operation ein eigenes, gemütliches und sauberes Gehege herrichten.
Alternativen zur Kastration
Wenn Du verhindern willst, dass sich Deine Kaninchen ungeplant vermehren, Du aber auf eine Kastration verzichten möchtest, hast Du zwei alternative Möglichkeiten. Zum einen kannst Du eine chemische Kastration über einen Hormonchip versuchen. Diese ist nicht permanent und kann durch Entfernung des Chips wieder rückgängig gemacht werden. Sie hat den Vorteil, dass sie ohne aufwendige Operation auskommt und dass Du die Auswirkungen einer Kastration auf Dein Kaninchen testen kannst, bevor Du Dich endgültig entscheidest. Jedoch bedeutet dieser Chip auch einen starken Eingriff in den Hormonhaushalt.
Zum anderen kannst Du Dich für eine Sterilisation bei Deinem Kaninchen entscheiden. Hierbei handelt es sich um einen operativen Eingriff, der jedoch keinen Einfluss auf das Verhalten und die Aggression des Tieres hat und somit auch nicht die Vor- und Nachteile einer Kastration mit sich bringt. Die Geschlechtsorgane bleiben unangetastet, es wird lediglich der Samen- bzw. Eileiter durchtrennt. Die meisten Tierärzte führen jedoch ohnehin nur Kastrationen bei Kaninchen durch, was vor allem damit zu tun hat, dass durch eine Sterilisation das Risiko für hormonell bedingte Krankheiten nicht gesenkt wird und die Wahrscheinlichkeit von Bissverletzungen durch Rangkämpfe nicht abnimmt.
Hinweis: Mit unserem Beitrag möchten wir allgemeine Informationen und Hinweise zur Kastration von Kaninchen liefern. Er soll nicht die fachkundige Untersuchung, Beratung und Therapie durch Deinen Tierarzt ersetzen. Wir empfehlen in jedem Fall dringend eine Absprache mit Deinem Tierarzt.