Chinaseuche bei Kaninchen: tödlich, aber vermeidbar
Die Chinaseuche ist auch unter dem Namen „Rabbit Hemorragic Disease“ (RHD) bekannt und ist eine für Kaninchen meist tödliche und noch dazu hochansteckende Krankheit. Ihren Namen hat die Virusinfektion daher, dass sie das erste Mal im Jahr 1984 in China entdeckt wurde. Durch den Import von Angorakaninchen hat sie sich aber auch in den USA und in Europa ausbreiten können. Mittlerweile existiert die Krankheit auch in Deutschland in Form von zwei Virustypen (RHDV1 und RHDV2). Die Sterblichkeitsrate bei infizierten Tieren liegt bei ca. 80 bis 100 Prozent. Vor allem die akute Form der Krankheit verläuft fast zwangsläufig tödlich. Zum Glück existiert aber eine Impfung, die Deinen Kaninchen Schutz vor der Chinaseuche bieten kann.
RHD bei Kaninchen erkennen
Die Chinaseuche existiert in zwei Verlaufsformen: einer akuten Form und einer chronischen. Diese unterscheiden sich nicht nur durch ihre Überlebensrate, die bei der chronischen Form etwas höher ist, sondern auch in Bezug auf ihre Krankheitsmerkmale.
Symptome der akuten Form der Chinaseuche beim Kaninchen
- plötzlicher Tod von scheinbar gesunden Tieren, teilweise innerhalb weniger Stunden nach der Infektion (vor allem bei RHDV2)
- Schwäche
- Apathie
- verminderter Appetit
- Atembeschwerden
- Nasenausfluss
- Blutungen aus Nase, Maul, Anus oder Genitalien (vor allem bei RHDV1)
- Krampfanfälle oder neurologische Störungen
Symptome der chronischen Form der Chinaseuche beim Kaninchen
- Gewichtsverlust
- gelbliche Verfärbung der Haut und der Schleimhäute
- Augenausfluss und Bindehautentzündung
- fortschreitende Schwäche und Erschöpfung
Info:
Auch wenn die Krankheit inzwischen nicht mehr offiziell meldepflichtig ist, sollte bereits ein erster Verdacht auf die Chinaseuche sofort Deinem Tierarzt gemeldet werden, um Symptome bei Deinem Kaninchen zu lindern und die Ausbreitung einzudämmen. Immerhin ist die Krankheit sehr ansteckend und kann auch leicht weitere Kaninchen infizieren. Sogar wenn ein Tier das seltene Glück hatte, die Krankheit zu überleben, bleibt es in vielen Fällen infektiös und kann sich selbst auch wieder akut infizieren.
Chinaseuche: Auslöser und Übertragung bei Kaninchen
Der ursprüngliche Erreger der Chinaseuche ist ein Calicivirus, welches die Bezeichnung „RHDV1“ trägt und seit 1988 in Deutschland vorkommt. Ein weiterer Erregertyp mit dem Namen „RHDV2“ trat erstmals 2010 in Frankreich auf und kommt seit 2014 auch in Deutschland vor.
RHDV1 zeichnet sich durch eine extreme Sterblichkeit von über 80 % aus und löst fast immer die akute Form der Krankheit aus. Jedoch sind junge Kaninchen in der Regel gegen diesen Erreger immun, auch wenn sie dennoch Überträger sein können.
Bei RHDV2 ist die Sterblichkeit minimal niedriger, vor allem, da es hier auch zu chronischen oder subakuten Verläufen kommen kann. Auf der anderen Seite sind jedoch die Impfungen bei RHDV2 etwas weniger effektiv und dieser Virustyp kann auch für junge Kaninchen und Wildkaninchen gefährlich sein.
Die gute Nachricht: Menschen können sich nicht mit der Chinaseuche infizieren. Beide Erregertypen haben sich auf Kaninchen und Hasen spezialisiert. Die Ansteckung kann dabei auf verschiedenen Wegen erfolgen. Dazu gehören etwa Übertragungen
- von Tier zu Tier
- mittels Fliegen (vor allem RHDV2)
- durch Mücken
- durch Parasiten (z.B. Kaninchenfloh, Milben oder Zecken)
- durch andere Insekten
- durch kontaminierte Gegenstände
- durch kontaminiertes Futter (z.B. Heu oder Gemüse)
Die Inkubationszeit nach einer Ansteckung beträgt nur drei Tage und der Tod tritt für gewöhnlich nach spätestens drei Wochen ein. Das Tückische an der Chinaseuche ist, dass das RHD-Virus auch nach dem Tod des Tieres noch bis zu sieben Monate ansteckend bleibt und so leicht auf andere Tiere übergehen kann, etwa durch kontaminierte Käfige, Tränken oder Streu. Wie zuvor bereits erwähnt, sind auch genesene Tiere oft weiterhin infektiös.
Diagnose der Chinaseuche
Nach einer ersten Verdachtsdiagnose anhand der von Dir geschilderten Symptome und einer äußerlichen Untersuchung auf deutliche Anzeichen wie Blutungen wird Dein Tierarzt eine Blutprobe nehmen, um zu überprüfen, ob der Erreger im Blut Deines Kaninchens nachgewiesen werden kann. Dafür werden labordiagnostische Tests wie das PCR- oder das ELISA-Verfahren („Enzyme-linked immunosorbent assay“) angewendet.
Bei toten Kaninchen kann dieser Nachweis ebenfalls anhand von Gewebeproben (z.B. von Lebergewebe) durchgeführt werden. Das ist vor allem für Halter vieler Tiere wie Züchter, aber auch einiger Privatpersonen interessant, um zu erfahren, ob ihre anderen Tiere gefährdet sind.
Bei lebenden Kaninchen kann ein Ultraschall zusätzliche Anhaltspunkte geben, etwa wenn die darauf erkennbaren Organe wie Milz oder Leber geschwollen sind. Wird die Krankheit nachgewiesen, ist es wichtig, dass Du erkrankte Tiere streng von den gesunden trennst. Auch solltest Du sofort alle Gehege und Käfige samt Ausstattung desinfizieren und Heu, Futter und Einstreu austauschen. Wenn möglich, solltest Du Deine nicht erkrankten Tiere an einem gänzlich anderen Ort unterbringen, um eine Infektion so gut wie möglich zu verhindern. Weitere Hinweise dazu, wie Du eine Ansteckung bei anderen Kaninchen vermeidest, kann Dir auch Dein Tierarzt geben.
Behandlung der Chinaseuche bei Kaninchen
Es gibt bedauerlicherweise keine spezifische, ursächliche Therapie gegen die Chinaseuche. Dein Tierarzt kann lediglich versuchen, die Symptome des erkrankten Kaninchens zu lindern, seine Lebensqualität möglichst lange zu bewahren und Komplikationen zu verhindern. Zu diesem Zweck gibt er ihm meistens Antibiotika (zur Behandlung bakterieller Sekundärinfektionen), Flüssigkeitsinfusionen, aber auch leberstärkende und immunstärkende Präparate. Auch eine nachträgliche Not-Impfung kann er durchführen. Sobald absehbar ist, dass ein Kaninchen die Infektion nicht überlebt, wird der Tierarzt es einschläfern, um ihm einen qualvollen Todeskampf zu ersparen. Dabei dürfen an RHDV gestorbene Tiere nicht beerdigt werden, sondern müssen eingeäschert werden. Überlebende Tiere können zum Schutz vor einer weiteren Infektion mit einer speziellen Variante des RHDV-Impfstoffs geimpft werden. Um sich vor den mitunter hohen Kosten einer Behandlung der Chinaseuche zu schützen, bietet sich der Abschluss einer Kaninchenkrankenversicherung an. Auch Impfungen werden hier teilweise übernommen.
Wie steht es um die Genesung bei Chinaseuche?
Die Prognose für die Chinaseuche ist eher schlecht, da bislang keine Heilung existiert und die Krankheit bei den meisten Kaninchen tödlich verläuft. Je nach allgemeinem Gesundheitszustand, dem Impfstatus, dem Alter und der Effektivität ihrer Immunabwehr können manche Tiere jedoch überleben, vor allem, wenn sie am schwächeren, chronischen Verlauf der Krankheit erkrankt sind. Allerdings müssen sie in diesen Fällen aufgrund der fortbestehenden Ansteckungsgefahr künftig isoliert von ihren Artgenossen gehalten werden und behalten in der Regel bleibende Schäden von ihrer Infektion mit RHDV.
Die drei Säulen der Prävention: RHD-Impfung, Hygiene, Quarantäne
Am besten ist es deshalb, wenn die Krankheit gar nicht erst zum Ausbruch kommt. Um das zu verhindern, ist eine Impfung gegen das RHD-Virus die beste Methode. Sie hilft gegen beide Erregerstämme und bietet in der Regel immerhin eine Wirksamkeit von 98%. Nicht ohne Grund ist eine Impfung gegen die Chinaseuche auch auf Kaninchen-Ausstellungen verpflichtend. Um einen funktionierenden Impfschutz aufzubauen, müssen jedoch die Grundimmunisierung und die notwendigen Impfintervalle beachtet werden. Befrage hierzu Deinen Tierarzt.
Die zweite Säule zur Vermeidung einer RHDV-Infektion ist eine gründliche und strenge Hygiene. Dazu gehören:
- regelmäßiges Händewaschen
- Wechseln der Kleidung nach Kontakt mit Kaninchen
- Nutzung von voll viruzidem Waschmittel oder vergleichbarem desinfizierendem Hygienespüler für die Kleidung
- Bekämpfung von Schädlingen und Insekten
- regelmäßige Desinfektion von Käfigen und Zubehör
- Abtragung des Erdreichs bei Außenhaltung, insbesondere, wenn schon einmal Fälle aufgetreten sind
Als letzte vorbeugende Komponente dient die Quarantäne von neuen Tieren. Vor allem, wenn es schon einmal Infektionen gab. Dabei sollte während der etwa vierwöchigen Quarantäne-Zeit auch kein Futter zwischen den verschiedenen Kaninchengruppen geteilt werden. Sollten in der Zwischenzeit Symptome auftreten, sollte das Tier direkt zum Tierarzt gebracht werden. Andernfalls kann das Kaninchen in den Rest der Gruppe integriert werden. Es ist jedoch empfehlenswert, es (und ggf. die anderen Tiere) vorher bei einem Tierarzt durchchecken zu lassen, um ganz sicherzugehen.
Hinweis: Mit unserem Beitrag möchten wir allgemeine Informationen und erste Hinweise zur Chinaseuche bei Kaninchen liefern. Er soll nicht der eigenmächtigen Diagnose, Behandlung und Medikation Deines Kaninchens dienen und keinesfalls die fachkundige Untersuchung und Therapie durch Deinen Tierarzt ersetzen.