Läufigkeit bei der Hündin - worauf achten?
Die Themen Sexualität und Fruchtbarkeit sind bei Hündinnen zeitlich klar eingegrenzt. Nur ein- bis zweimal im Jahr - während der Phase der sogenannten Läufigkeit - sind die Hundedamen empfänglich für die Annäherungsversuche von Rüden und können schwanger werden, falls es zu einem Deckakt kommt. Wenn Du also keinen Wert auf ungeplanten Nachwuchs legst und das Verhalten Deiner Hündin richtig einschätzen möchtest, solltest Du gut über die Läufigkeit Bescheid wissen. Wir erklären Dir, was du als Hundehalter zur Läufigkeit wissen musst, woran Du die auch als „Hitze“ bezeichnete Fruchtbarkeitsphase erkennst und welche Unterschiede es bei verschiedenen Hunderassen gibt.
Wann beginnt bei einer Hündin die erste Läufigkeit?
Dass irgendwann eine Läufigkeit auftritt, ist bei praktisch jeder unkastrierten Hündin sicher. Aber wann genau eine Hündin zum ersten Mal läufig wird, ist individuell und hängt von ihrem gesundheitlichen Zustand und ihrer Entwicklung, insbesondere jedoch von ihrer Größe ab. Die Spanne schwankt dabei von sechs Monaten bis zu zwei Jahren. Im Folgenden geben wir Dir einen kleinen Überblick:
Kleine Rassen
(z. B. Zwergpinscher, Chihuahua)
um den 6. Lebensmonat
Mittlere Rassen
(z. B. Golden Retriever, Beagle)
8. - 13. Lebensmonat
Große und sehr große Rassen
(z. B. Dogge, Bernhardiner)
14. Lebensmonat oder später (bis zu 2 Jahre)
Ist Deine Hündin auch nach dieser Zeit noch nicht läufig geworden, solltest Du unbedingt Deinen Tierarzt aufsuchen. Womöglich verbirgt sich ein hormonelles oder gesundheitliches Phänomen hinter der ausbleibenden Läufigkeit.
Wie oft werden Hündinnen läufig?
Auch das ist von Hund zu Hund sehr unterschiedlich. Denn wie oft im Jahr die Läufigkeit bei einer Hündin auftritt, richtet sich neben individuellen Faktoren nach ihrer Rasse. Zudem ereignet sich die Fruchtbarkeitsphase in den ersten zwei Jahren deutlich unregelmäßiger als in späteren Lebensphasen. Im Durchschnitt werden die meisten Hündinnen aber alle 6-7 Monate paarungsbereit. Welchen Einfluss die Rasse bei der Häufigkeit der „Hitze“ spielt, kannst Du der folgenden Tabelle entnehmen.
Rassengröße | Häufigkeit |
---|---|
kleinere Rassen (z. B. Zwergpinscher, Chihuahua) | alle 5 bis 7 Monate |
größere Rassen (z. B. Golden Retriever, Dogge, Bernhardiner) | alle 8 bis 11 Monate |
nordische Rassen (z. B. Husky, Alaskan Malamute) | einmal im Jahr |
Dauer und Phasen der Läufigkeit bei Hündinnen
Eine durchschnittliche Läufigkeit erstreckt sich über circa 21 Tage, also etwa drei Wochen, wobei dieser Zeitraum je nach Hündin auch länger oder kürzer ausfallen kann. Sie unterteilt sich in vier verschiedene Phasen von unterschiedlicher Dauer, deren Auftreten aber auch davon abhängig ist, ob eine Befruchtung stattfindet oder nicht.
Vorbrunst (Proöstrus)
- meistens 9 Tage, Schwankung zwischen 3 und 17 Tagen möglich
- Anschwellen der Vulva und Blutung, Rüden sind interessiert, werden aber in die Flucht geschlagen. Eine Befruchtung ist noch nicht möglich
Brunst / Standhitze (Östrus)
- meistens 9 Tage, Schwankung zwischen 3–21 Tage möglich
- Schwellung der Vulva geht zurück. Klarer Ausfluss tritt aus. Die Hündin ist jetzt deckbereit und fruchtbar
Nachbrunst (Metöstrus und Diöstrus)
- 9–12 Wochen
- Tritt nur im Falle einer erfolgreichen Befruchtung auf und endet erst mit der Geburt. Schwellung der Vulva und andere Läufigkeitsanzeichen verschwinden
Ruhephase (Anöstrus)
- mehrere Wochen oder Monate
- Pause zwischen den Läufigkeiten ohne besondere Merkmale oder Auffälligkeiten. Das sexuelle Interesse von Rüden nimmt ab. Bei einigen Hündinnen tritt auch eine Scheinträchtigkeit auf
Läufigkeit bei Deiner Hündin - Auf diese Anzeichen musst Du achten
Es gibt eine Reihe von körperlichen Merkmalen und Verhaltensweisen, an denen Du festmachen kannst, ob Deine Hündin gerade läufig wird. Dazu gehören zum Beispiel die folgenden Anzeichen:
- Rüden zeigen gesteigertes Interesse an Deiner Hündin
- Deine Hündin interessiert sich mehr als sonst für Rüden
- häufiges Urinieren und Markieren
- häufigeres Schnüffeln am Urin anderer Hunde
- intensiveres Putzen, vor allem der Genitalien
- blutiger Ausfluss
- Anschwellen der Vulva
- Anhänglichkeit / Verschmustheit
- Unruhe / Angst
- Trägheit / Müdigkeit
- Nestbauverhalten
- Gehorsamsprobleme
Allerdings solltest Du beachten, dass auch das Phänomen der „stillen Läufigkeit“ existiert, bei der Deine Hündin keinerlei Symptome einer Läufigkeit aufweist. In solch einem Fall kann Dir nur das Verhalten der „liebestollen“ Rüden einen Anhaltspunkt geben.
Verändert sich eine Hündin mit der ersten Läufigkeit dauerhaft?
Hier ist die Antwort eindeutig ja. Zwar gehen die akuten Symptome der Läufigkeit mit der Zeit wieder vorüber, aber auch eine permanente Verhaltensänderung kommt nicht selten vor. Und das ist nichts Ungewöhnliches oder Beunruhigendes, denn mit der ersten Läufigkeit reift eine Hündin zur Erwachsenen. Der Hormonhaushalt ändert sich grundlegend und genau wie bei uns Menschen hinterlässt das Spuren am Charakter und Verhalten. Doch eine komplette Kehrtwende in puncto Persönlichkeit ist eher unwahrscheinlich und die Veränderungen, die auftreten, müssen nicht negativ sein. Habe also Verständnis, wenn sich Deine Hündin etwas anders verhält und zum Beispiel nicht mehr ganz so spielfreudig oder verkuschelt ist wie zuvor. Sie ist dann nur erwachsen geworden.
Umgang mit läufigen Hündinnen
Wenn Deine Hündin läufig ist, kannst Du Euren Alltag nicht genauso gestalten wie zu anderen Zeiten. Das fängt schon damit an, dass Du beim Gassigehen auf Zack sein musst. Immer solltest Du nach unkastrierten Rüden Ausschau halten und diese so gut es geht von Deiner Hündin fernhalten. Wenn Du auf Spaziergängen einem Rüden begegnest, dann weiche besser aus, informiere seinen Halter über die Läufigkeit Deiner Hündin und bitte auch ihn, Abstand zu halten. Zusätzlich kannst Du auch eine gelbe Schleife an das Halsband, das Geschirr oder die Leine Deiner Hündin binden. Dieser Code signalisiert vielen Hundehaltern, dass Deine Hündin gerade Abstand benötigt.
Freilauf auf der Hundewiese ist jetzt nur noch dann möglich, wenn sich lediglich andere Hündinnen oder kastrierte Rüden dort befinden und Du die Leine für den Notfall immer bereithältst. Kannst Du ein Gelände nicht gut überblicken und traust Dir nicht zu, schnell genug auf Neuankömmlinge zu reagieren, dann lasse Deine läufige Hündin lieber angeleint. Ohnehin solltest Du Ihr in dieser Zeit nur so viel Freilauf wie nötig gönnen und lieber Gassirouten wählen, auf denen sie möglichst selten anderen Hunden begegnet.
Vor allem in der Wohnung ist eine Läufigkeitshose für Deine Hündin jetzt unabdingbar. Diese im Tierbedarf erhältlichen Hosen sind waschbar, können z. B. mit einer Damenbinde ausgelegt werden und dienen dazu, Blutflecken auf Decken, Körbchen, Couch oder Bett zu verhindern. Gegen eine Befruchtung schützen sie aber nicht.
Selbst wenn Du gut aufpasst, ist es nicht ausgeschlossen, dass Deine hormongesteuerte Hündin Dir in einem unachtsamen Moment ausbüxt und sich auf die Suche nach einem geeigneten Partner macht. Für diese Fälle empfiehlt es sich, einen GPS-Tracker am Halsband oder Geschirr Deiner Hündin anzubringen. Dadurch weißt Du im Ernstfall immer, wo sie sich befindest und kannst sie nicht nur vor einem ungewollten Deckakt, sondern auch vor Unfällen oder Entführungen schützen.
Reaktion von Rüden auf läufige Hündinnen
Wenn Du Halter eines Rüden bist, solltest Du besonders achtsam sein, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist. Das gilt auch für kastrierte Rüden, denn nicht selten besteht das Interesse am anderen Geschlecht trotz der Kastration fort und selbst, wenn eine Trächtigkeit ausgeschlossen ist, kann es vorkommen, dass Dein Hund eine Hündin bedrängt und versucht, sie zu decken, was auch ohne ungeplanten Nachwuchs zu Ärger führen kann.
Ist Dein Rüde unkastriert, musst Du aber natürlich noch vorsichtiger sein, denn wenn er eine Hündin gegen den Willen von deren Besitzer deckt, bist Du „unterhaltspflichtig“. Es ist also besser, umsichtig zu sein und Deinen Hund im Zweifel lieber angeleint zu lassen. Vor allem, wenn er vermehrtes Interesse an Hündinnen zeigt, beim Rückruf plötzlich schlechter reagiert, an der Leine zieht oder Warnzeichen wie Appetitlosigkeit, Unruhe und häufiges Bellen zeigt, die Dein Tierarzt nicht auf eine medizinische Ursache zurückführen kann. In jedem Fall ist es eine gute Idee, eine Hundehaftpflicht abzuschließen. Diese übernimmt nämlich im Notfall die Kosten für einen ungewollten Deckakt.
Wie lässt sich die Läufigkeit verhindern?
Die sicherste und zuverlässigste Methode hierzu ist die Kastration. Sie verhindert nicht nur eine Schwangerschaft, sondern hat auch starken Einfluss auf den Hormonhaushalt und unterbindet den Zyklus der Hündin. Zudem erhöht sich mit einer Kastration leicht die Lebenserwartung und wenn sie vor der zweiten Läufigkeit durchgeführt wird, sinkt das Risiko für Gesäugetumore. Auf der anderen Seite steigt aber auch die Anfälligkeit für bestimmte Krebsarten und ein negativer Einfluss auf Knochenentwicklung, Schilddrüse, Fell und Gewicht ist nicht auszuschließen.
Eine Alternative zur Kastration ist die Hormonspritze, die alle fünf Monate verabreicht werden muss. Diese hat den Vorteil, dass sie nicht permanent ist und eine Trächtigkeit nach Auslassung einer Dosis wieder möglich wird. Auch erfordert sie keinen chirurgischen Eingriff. Jedoch kann es durch den Eingriff in den Hormonhaushalt auch zu Nebenwirkungen wie Übergewicht oder Trägheit kommen. Neben der Hormonspritze existieren auch noch weitere hormonelle Behandlungen, wie z. B. die Östrogen-Therapie. Auch diese Verhütungsmethoden sind aber nicht nebenwirkungsfrei und steigern in einigen Fällen das Risiko für bestimmte Krankheiten wie Gebärmuttervereiterung.
Da all diese Verfahren - genau wie der Verzicht auf eine Behandlung - Vor- und Nachteile haben, solltest Du diese gut abwägen und Dich von Deinem Tierarzt beraten lassen.
Kommt eine Hündin in die „Wechseljahre“?
Nein, eine Hündin kann nicht in die Wechseljahre kommen. Anders als wir Menschen bleibt sie ihr Leben lang fruchtbar. Jedoch werden die Läufigkeits-Zeiträume im Alter bei Hündinnen zumindest seltener. Außerdem muss natürlich vor einer geplanten Trächtigkeit der Gesundheitszustand der Hündin in Betracht gezogen werden. Für eine alte Hündin kann das sonst eine lebensgefährliche Belastung werden.
Was tue ich, wenn meine läufige Hündin gedeckt wird?
Für diese Fälle gibt es auch für Hunde eine Art „Pille danach“ oder eher „Spritze danach“. Da diese „Anti-Hormon-Spritze“ aber aufgrund der hohen Hormondosis gesundheitliche Risiken mit sich bringt, sollte dieser Schritt gut überlegt sein und auch Alternativen wie die Suche nach Interessenten an einer Adoption der Welpen erwogen werden. Zumindest, falls Du diese nicht selber versorgen möchtest oder kannst. Auch eine nachträgliche Kastration kann den ungewollten Nachwuchs bis zum 40. Trächtigkeitstag verhindern. Am besten lässt Du Dich zu diesem Thema von Deinem Tierarzt beraten.
Bei einem ungewollten Deckakt steht Dir zudem ein Recht auf Unterstützung durch den Halter des deckenden Hundes zu. Er muss etwa die Kosten für die Abtreibung oder die Aufzucht der Welpen übernehmen und auch für Folgeschäden aufkommen. Ist der Halter versichert, muss seine Versicherung diese Kosten für ihn tragen. Ein ungewollter Deckakt beim Hund ist somit geschützt.
Falls Die Trächtigkeit geplant war oder Du Dich bei einem ungewollten Deckakt dafür entscheidest, Deine Hündin ihre Welpen austragen zu lassen, könnten Dich unsere Tipps für die trächtige Hündin und zur Geburt bei Hunden interessieren.
Kommt eine Hündin in die „Wechseljahre“?
Nein, eine Hündin kann nicht in die Wechseljahre kommen. Anders als wir Menschen bleibt sie ihr Leben lang fruchtbar. Jedoch werden die Läufigkeits-Zeiträume im Alter bei Hündinnen zumindest seltener. Außerdem muss vor einer geplanten Trächtigkeit der Gesundheitszustand der Hündin in Betracht gezogen werden. Für eine alte Hündin kann das sonst eine lebensgefährliche Belastung werden.