Scheinschwangerschaft beim Hund: Unterstütze richtig
Deine unkastrierte Hündin geht nur noch ungern raus, verhält sich äußerst seltsam und scheint wie besessen von ihrem Spielzeug? Vielleicht leidet sie unter ihrem eigenen Hormonchaos. Erfahr hier, woran Du eine Scheinträchtigkeit erkennst, wann Du eingreifen solltest und wie Du Dich vor hohen Tierarztkosten schützen kannst!
Woran erkenne ich eine scheinträchtige Hündin?
Hormone, die ohne eine beginnende Schwangerschaft ausgeschüttet werden, stellen die Welt einer Hündin auf den Kopf. Scheinträchtige Hündinnen sind voll und ganz im „Mutterschaftsmodus“.
Nicht ohne Grund wird die Scheinträchtigkeit auch Scheinmutterschaft genannt. Wissenschaftlich wird die Scheinträchtigkeit als Pseudogravidität, Lactatio falsa und Lactatio sine graviditate bezeichnet.
Du erkennst eine Scheinschwangerschaft sowohl an körperlichen Anzeichen als auch an auffälligen Verhaltensveränderungen. Die Symptome können nicht nur sehr unterschiedlich sein, das Verhalten kann von Hündin zu Hündin sogar völlig gegensätzlich ausfallen.
Symptome der Scheinträchtigkeit beim Hund
- Anhänglichkeit
- Gereiztheit/Aggressivität
- Trägheit, Antriebs- und Teilnahmslosigkeit
- Appetitlosigkeit
- vergrößerter Bauchumfang
- geschwollenes Gesäuge, das beleckt wird
Spielzeug dient als Welpenersatz
Typisch für scheinträchtige Hündinnen ist außerdem die Suche nach Welpenersatz. Während einer Scheinschwangerschaft bemuttern viele Hundedamen ihre Spielzeuge und Kuscheltiere und fühlen sich dafür sehr stark verantwortlich.
Meist zeigen Hundedamen dann auch ein Verhalten, das an den Nestbau erinnert: Alles, das in Reichweite ist (z. B. Spielzeug, Schuhe und Socken), wird ins Körbchen oder zum entsprechenden Liegeplatz getragen und dort gehortet.
In extremen Fällen geht das Behütungsbedürfnis so weit, dass sich scheinträchtige Hündinnen kaum von ihrem vermeintlichen Nachwuchs trennen lassen. Sie verlassen nur äußerst ungern das Haus und können es kaum erwarten, zurückzukommen, um wieder nach ihm zu sehen.
Sei besonders wachsam, wenn Kinder in Deinem Haushalt leben. Eine Hündin, die ihren vermeintlichen Nachwuchs beschützt, ist nicht zu unterschätzen. Um heikle Situationen zu vermeiden, solltest Du in dieser Phase besonders aufmerksam sein.
Risiken der Scheinschwangerschaft beim Hund
Zeigt Deine Hündin erstmals Symptome einer Scheinschwangerschaft, ist das noch kein Grund zur Panik. Häufen sich Scheinträchtigkeiten, können sie jedoch ernstzunehmende Erkrankungen begünstigen. Scheinschwangerschaften erhöhen das Risiko für:
- Entzündungen des Gesäuges durch Milchstau
- Eierstockzysten
- Gebärmuttervereiterungen
- Mammatumore (Wucherungen in der Milchdrüse, die gut- oder bösartig sein können, auch als Brustkrebs bezeichnet)
Wenn Du solche Gefahren ausschließen willst, hilft nur der Gang zum Tierarzt. Und der kann ziemlich teuer werden, gerade wenn Operationen oder langwierige Behandlungen nötig werden. Eine Möglichkeit, Tierarztkosten kleinzuhalten, ist eine Hundekrankenversicherung, deren Anbieter wir auf unserem Portal vergleichen.
So hilfst Du Deiner scheinträchtigen Hündin
- Ablenkung
Lenk Deine Hündin durch Spaziergänge und Spiele so gut es geht ab. Versuch den alten Trott zu durchbrechen und Deine Hundedame auf andere Gedanken zu bringen. Je nachdem, wie Deine Hündin auf ihr Hormon-Durcheinander reagiert, wird sie es Dir nicht gerade leicht machen. Durchhaltevermögen und Geduld sind gefragt! - Spielzeug und Kuscheltiere
Beim Thema Spielzeug und Kuscheltiere gehen die Meinungen auseinander. Während die einen dazu raten, den Welpenersatz so schnell wie möglich außer Reichweite der Hündin zu bringen, plädieren die anderen strikt dagegen. Begründung: Die Hündin leidet noch viel stärker, wenn ihr der vermeintliche Nachwuchs plötzlich entrissen wird und sie Verlustschmerz empfindet. Ein eindeutiger Rat ist also schwierig. Beobachte Deine Hündin im Umgang mit ihrem Welpenersatz und wäge Deine Entscheidung danach ab.
Wenn Du die Ersatzwelpen vorerst verbannen möchtest, geh unbedingt mit Bedacht vor: Nimm Spielzeug oder Plüschtiere niemals vor den Augen Deiner Hündin weg, sondern lass alles heimlich verschwinden, wenn sie es nicht mitbekommt. Bring die Gegenstände außerdem an einen Ort, an dem sie Deine Hündin weder sieht noch riecht.
In Sachen Spielzeug und Kuscheltiere kannst Du natürlich vorbeugend aktiv werden: Lass es schon vor der nächsten Läufigkeit unbemerkt verschwinden und hol es erst wieder hervor, wenn die kritische Phase vorbei ist. Übrigens: Gerade quietschende Spielzeuge stehen im Verdacht, den „Mutterinstinkt“ zu wecken und eine Scheinträchtigkeit auszulösen oder zu verstärken. - Gesäuge
Durch die ausgeschütteten Hormone werden die Zitzen einer scheinträchtigen Hundedame in den Schwangerschaftsmodus versetzt. Sie wäre also in der Lage, Nachwuchs zu säugen. Genau da liegt das Problem. Denn einerseits möchte die Hundedame die Milch loswerden, da sonst ein unangenehmes Gefühl bis hin zu einem Druckschmerz entsteht. Andererseits ist das Belecken des geschwollenen Gesäuges alles andere als hilfreich, da es den Milchfluss zusätzlich anregt. Der Kreislauf würde in Gang gesetzt.
Oberste Priorität hat also das Fernhalten vom Gesäuge. Manchmal bietet die Halskrause den effektivsten Schutz. Du kannst natürlich auch einen Body oder eine andere Alternative ausprobieren, mit der Deine Hündin gut zurechtkommt.
Schwellungen und Druckschmerz
Soll ich es dabei belassen, meine Hündin von ihren Zitzen fernzuhalten? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Häufig ist zu lesen, dass Du Deiner Hündin mit kalten Umschlägen etwas Gutes tun sollst.
Kühlen ist ohne Frage wohltuend. Trotzdem läufst Du mit jeder Berührung Gefahr, die Milchproduktion anzuregen. Wenn es sich also umgehen lässt, vermeide jeden Kontakt mit den Zitzen. Tabu sind Wärme und das Melken des Gesäuges, denn sie verstärken das Problem, indem sie den Milchfluss besonders anregen.
Unser Tipp: Zyklus festhalten
Notiere Dir die Läufigkeitsdaten Deiner Hündin. Das hilft Dir zum einen dabei, frühzeitig auf die kritische Phase vorbereitet zu sein. Zum anderen bist Du sensibler für Unregelmäßigkeiten im Zyklus, die möglicherweise gefährlich sein könnten (z. B. eine Gebärmutterentzündung).
Professionelle Hilfe vom Tierarzt oder Tierheilpraktiker
Deine unkastrierte Hündin befindet sich seit Tagen im Ausnahmezustand, leidet unter starken körperlichen Beschwerden und Du bist mit Deinem Latein am Ende? Dann ist es höchste Zeit für professionelle Hilfe!
Schulmedizin
- Tierärzte arbeiten in der Regel mit sogenannten Prolaktinhemmern.
- Wie der Name bereits verrät, unterbinden solche Medikamente die Ausschüttung des Hormons Prolaktin.
- Wird weniger Prolaktin ausgeschüttet, nimmt allmählich die Milchbildung im Gesäuge ab.
- Mithilfe von Prolaktinhemmern lassen die Symptome in der Regel nach ein paar Tagen nach.
- Besprich mit Deinem Tierarzt, ob und welche Medikamente für Deine Hündin sinnvoll sind.
Homöopathie für Hunde
- Die Homöopathie hält verschiedene Mittel bereit, um die Symptome einer Scheinträchtigkeit zu lindern.
- Häufig wird Pulsatilla bei Problemen mit der Scheinträchtigkeit eingesetzt.
- Pulsatilla ist ein Hahnenfußgewächs und wird auch Kuhschelle, Kühchenschelle und Küchenschelle genannt.
- Lass Dich von einem kompetenten Tierheilpraktiker oder von einem homöopathieerfahrenen Tierarzt beraten.
- Homöopathische Mittel können auch vorbeugend verabreicht werden.
Nur die Kastration verhindert eine Scheinträchtigkeit
Leidet Deine Hündin nach jeder Läufigkeit stark unter ihrem Hormonhaushalt, solltest Du über eine Kastration nachdenken. Aus zwei Gründen: Um ihr die belastende Zeit nach jeder Hitze zu ersparen und um das Risiko für spätere Erkrankungen wie eine Gebärmutterentzündung oder Milchdrüsenkrebs zu reduzieren.
Die Kastration ist die einzige Möglichkeit, einer Scheinträchtigkeit vorzubeugen. Die Sterilisation bietet Hündinnen keinen Schutz, scheinschwanger zu werden. Doch aufgepasst: Die Kastration ist kein akut einsetzbares „Heilmittel“, da sie erst nach der Scheinträchtigkeit durchgeführt werden kann.
Natürlich sollte die Entscheidung für eine Kastration wohlüberlegt sein. In der Tiermedizin sind Kastrationen längst nicht mehr so unumstritten wie noch vor einigen Jahren. Rückblickend kritisieren immer mehr Tierärzte einen viel zu leichtfertigen Umgang mit diesem folgenschweren Eingriff.
Verglichen mit der Sterilisation handelt es sich bei der Kastration um einen viel weitreichenderen Eingriff in den Organismus.
Häufige Fragen und Antworten
Wie teuer sind Medikamente gegen Scheinträchtigkeit?
Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn die Mittel gegen Scheinträchtigkeit sind verschreibungspflichtig. Du musst mit Deiner Hündin also zum Tierarzt. Er wird genau prüfen, ob bei ihr eine Scheinträchtigkeit vorliegt - möglicherweise sogar per Röntgen- oder Ultraschall-Untersuchung.
Folgende Kosten könnten bei einer Scheinträchtigkeit für die Medikamente und vorherige Diagnose beispielsweise auf Dich zukommen:
Behandlung | GOT Nr. | 1-facher Satz | 2-facher Satz | 3-facher Satz | 4-facher Satz |
---|---|---|---|---|---|
Allgemeine Untersuchung mit Beratung | 16 | 28,11 € | 56,22 € | 84,33 € | 112,44 € |
Trächtigkeitsuntersuchung per Ultraschall | 521 | 45,08 € | 90,16 € | 135,24 € | 180,32 € |
Leistungskosten gesamt | 73,19 € | 146,38 € | 219,57 € | 292,76 € | |
GOT = Gebührenordnung der Tierärzte, inkl. 19% MwSt., Stand 2022, alle Angaben ohne Gewähr |
Hinzu kommen noch die Kosten für das Medikament. Diese liegen je nach Mittel bei etwa 20,00 bis 40,00 €. Handelt es sich um eine Untersuchung zu Notdienstzeiten, fällt zudem eine Gebühr in Höhe von 59,50 € (brutto) an. Vor diesen und vielen weiteren Behandlungskosten schützt Dich die Hundekrankenversicherung.
Was kostet eine Kastration beim Hund?
Möchtest Du die Scheinträchtigkeit bei Deiner Hündin dauerhaft verhindern, hilft nur eine Kastration. Da bei einem solchen Eingriff viel passieren kann, variieren die Kosten für eine Kastration stark. Einfluss auf den Preis haben u. a. die Dauer und der Schwierigkeitsgrad der Operation. Detaillierte Kostenbeispiele findest Du auf unserer Seite Kastration beim Hund.
Wann werden Hunde scheinschwanger?
Biologische Prozesse folgen natürlich keinem Kalender. Wie bei der Tragezeit sind daher Abweichungen möglich.
Grundsätzlich gilt jedoch: Mit der ersten Läufigkeit im Alter von sechs bis zwölf Monaten kann auch die erste Scheinschwangerschaft bevorstehen. Der Zeitpunkt ist an den potentiellen Geburtstermin der Welpen gekoppelt. Denn der Körper bereitet sich auf die Versorgung des Nachwuchses vor, obwohl es keinen geben wird. Da die durchschnittliche Tragezeit von Hunden bei 63 Tagen liegt, beginnt eine Scheinträchtigkeit etwa zwei Monate nach der Läufigkeit.
Wie lange dauert die Scheinträchtigkeit beim Hund?
Wie lange die Scheinträchtigkeit einer Hündin anhält, ist von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Die Spanne liegt bei etwa zwei bis acht Wochen.
Schützt ein Wurf die läufige Hündin?
Hartnäckig hält sich die Auffassung, dass Hündinnen, die bereits geworfen haben, nicht mehr scheinträchtig werden. Dafür gibt es keinerlei Belege. Auch Hündinnen, die bereits Welpen zur Welt gebracht haben, sind dadurch nicht vor einer späteren Scheinträchtigkeit geschützt. Denn nur die Kastration verhindert eine Scheinträchtigkeit.
Warum werden Hunde scheinträchtig?
Im weiblichen Körper eines Menschen endet die Produktion von Schwangerschaftshormonen, wenn die Eizelle nicht befruchtet wurde. Im Gegensatz dazu weist eine nicht gedeckte Hündin einen hohen Hormon-Spiegel auf.
Wissenschaftler führen dieses Phänomen auf wild lebende Wolfsrudel zurück. Dieser Erklärung zufolge ist die Scheinschwangerschaft ein Überbleibsel aus dem Sozialgefüge der Wölfe und ihrem Ursprung nach äußerst sinnvoll. Das Prinzip: Die scheinträchtigen Wölfinnen unterstützen die Leitwölfin, die als einzige im Rudel Nachwuchs bekommt, bei der Aufzucht ihrer Jungen. Im Fall der Fälle können die milchgebenden Ammen die Mutterrolle vollständig übernehmen und so das Überleben der Welpen sichern.
Sind scheinträchtige Hündinnen krank?
Wird eine Hündin scheinträchtig, ist das keine Erkrankung. Ganz im Gegenteil. Hinter der „vorgegaukelten“ Schwangerschaft steckt ein völlig harmloser, ganz natürlicher Vorgang: die Produktion von Schwangerschaftshormonen wie Progesteron (auch Gelbkörperhormon genannt) und Prolaktin.
Für den Hormonhaushalt einer Hundedame spielt es zunächst nämlich keine Rolle, ob sie gedeckt wurde oder nicht. Entscheidend ist die vorangegangene Läufigkeit. Auch im Körper nicht-tragender Hündinnen werden nach der Läufigkeit noch Hormone gebildet, die zum Beispiel die Milchdrüsen wachsen lassen und die Milchproduktion anregen.
Beim Großteil der Hundedamen hält sich dies allerdings so sehr in Grenzen, dass Du als Besitzer davon kaum etwas bemerkst. Der Hormonspiegel pendelt sich schon nach kurzer Zeit wieder ein und die Blitz-Scheinschwangerschaft ist vorbei. So sollte es sein. Leider läuft es nicht bei allen Hundedamen so unkompliziert ab.
Von einer problematischen Scheinträchtigkeit sprechen Tierärzte, wenn es nach der Läufigkeit zu einer hormonellen Fehlsteuerung kommt, die sich sehr stark und über einen längeren Zeitraum auf den Körper und die Psyche der Hündin auswirkt.
Wenn die Scheinschwangerschaft zu ernsten Erkrankungen führt: die Hundekrankenversicherung
Von Eierstockzysten bis Mammatumoren - Scheinträchtigkeiten können ernstzunehmende Erkrankungen begünstigen. Mit einer Hundekrankenversicherung musst Du Dir zumindest um die Tierarztkosten keine Sorgen machen. Bei unserem großen Tarifvergleich ist bestimmt auch die passende Absicherung für Dich dabei.