Einstreu - Pferde lieben sie
Einstreu gehört bei den meisten Haltungsformen für Pferde – reine Weidehaltung ausgenommen – immer als Unterlage dazu. Sie dient nicht nur als Auffangmöglichkeit für die Hinterlassenschaften der Tiere, sondern soll auch Liegekomfort bieten. Eine gute, auf das jeweilige Pferd abgestimmte Einstreu bedeutet für das Tier auch Lebensqualität und Gesundheit. Doch welche Einstreuarten gibt es eigentlich? Was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile? Und welche eignet sich am besten für Deinen Vierbeiner?
Pferde brauchen Einstreu für eine gute Gesundheit!
Pferde brauchen die Einstreu an ihrem Schlaf- und Ruheplatz, damit sie weich stehen, sich entspannen und vor allem hinlegen können. Sollte die Einstreu fehlen oder für das Pferd unangenehm sein, legt es sich nicht mehr zum Schlafen nieder. Das ist langfristig nicht gut für das Tier. „Wie man sich bettet, so liegt man.“ – Diese Redensart gilt gleichermaßen für Mensch und Tier. Niemand möchte auf einem harten und kalten Boden liegen oder schlafen müssen. Im Stehen zu schlafen, zehrt auf Dauer ganz schön an der Gesundheit!
Einstreu ist sogar in der Pferdebox verpflichtend gesetzlich vorgeschrieben – das gewährleistet, dass die Tiere artgerecht gehalten werden können.
Tägliches Ausmisten sollte Pflichtprogramm sein!
Die beste Einstreu taugt nichts, wenn der Ruheplatz des Pferdes nicht regelmäßig gereinigt wird. Pferdeäpfel und mit Urin durchtränkte Einstreu sollten am besten täglich entfernt werden. Stehen die Tiere zu lange in einer ungesäuberten Box, können sich Huferkrankungen wie Strahlfäule oder Mauke bilden. Außerdem entstehen beißende Ammoniakgase in der ungesäuberten Einstreu. Diese steigen den Tieren beim Liegen in die Nase, reizen die Atemwege und halten es wach. Ammoniak ist auch in Riechsalz enthalten - wer es kennt, weiß um dessen unangenehme Wirkung.
Also bitte: Täglich ran an die Mistgabel und abäppeln!
Die gängigsten Einstreuarten für Pferde im Überblick
- Stroh
- Strohpellets
- Späne
- Sägemehl
- Leinstroh
- Miscanthus
- Hanf
- Grünkompost
- Waldboden
Einstreu Stroh - Pferde lieben diesen Klassiker
Stroh ist immer noch die am häufigsten verwendete Einstreu in deutschen Pferdeställen. Nicht zuletzt deswegen, weil sich die Pferde darauf besonders wohlfühlen. So genanntes Langstroh (also ungepresstes Stroh) hat gute wärmeisolierende Eigenschaften und bietet den Tieren eine sehr angenehme Liegefläche. Zudem saugt es den Urin gut auf. Manche Pferdehalter greifen auch zu gehäckseltem Weizen- oder Rapsstroh, das maschinell weitestgehend entstaubt wird und eine noch höhere Saugfähigkeit hat.
Außerdem beschäftigen sich die Vierbeiner gerne mit der Strohmatratze. Stroh können sie nämlich ganz hervorragend herumwirbeln oder knabbern. Das vertreibt Langeweile und macht Spaß!
Wenn es nicht zu Ernteausfällen oder Knappheiten wie im Rekordsommer 2018 kommt, ist Stroh zudem sehr günstig in der Anschaffung. In der Regel kann es regional bezogen werden.
Die Lagerung ist für viele Pferde- und Stallbesitzer jedoch eine Herausforderung. Stroh benötigt besonders viel Lagerplatz - selbst in Ballenform. Auch musst Du gut darauf achten, dass es immer trocken gelagert wird. Feuchtes Stroh beginnt schnell zu schimmeln. Das beeinträchtigt die Gesundheit des Pferdes enorm.
Trockenes Stroh wiederum kann – je nach Qualität – stark stauben und beim Pferd eine Allergie mit Husten bis hin zur chronischen Bronchitis auslösen. Wie Du Atemwegserkrankungen beim Pferd erkennen kannst: Atemwegserkrankung beim Pferd.
Tipp: Achte darauf, dass Dein Pferd ausreichend Heu bekommt, und biete es ihm in einem engmaschigen Netz an, wenn es dazu neigt, viel Stroh zu fressen. Dann ist es länger damit beschäftig, zu mümmeln.
Viele Pferde haben Stroh wortwörtlich zum Fressen gerne. In geringen Mengen kann es als zusätzliche Raufutterquelle zwar die tägliche Futterration aufwerten. Fressen Pferde jedoch zu viel Stroh, tut ihnen das nicht gut. Der Verdauungstrakt kann die groben Fasern nicht gut verwerten - Verdauungsprobleme bis hin zu Verstopfungskoliken können die Folge sein. In manchen Fällen ist dann eine Operation die letzte Rettung. Mit einer Pferde-OP-Versicherung bist Du dann zumindest finanziell auf der sicheren Seite.
Stroh dient in der Landwirtschaft zwar als nützlicher Dünger auf den Feldern, die Entsorgung ist trotzdem oft schwierig. Denn beim Ausmisten fällt in der Regel viel Abfallmaterial an. Unser Tipp: Wenn Du nur Stroh als Einstreu nutzt und der Misthaufen (besonders im Winter) zu schnell wächst, kontaktiere Hobbygärtner oder mistverwertende Betriebe (z. B. eine Champignonzucht). Diese nehmen Dir den Mist gerne ab und machen daraus wertvollen Kompost.
Einstreu Strohpellets - saugstark und praktisch
Strohpellets können platzsparender als ungepresstes Stroh und daher in größeren Mengen gelagert werden. Ausgelegt und bewässert, entfalten die Pellets erst ihr volles Volumen. Feiner weiterverarbeitete Pellets bezeichnet man als Granulat.
Strohpellets werden aus den unterschiedlichsten Kulturpflanzensorten (Weizen, Raps usw.) unter Druck und hohen Temperaturen gepresst. Somit unterscheidet sich auch die Saugfähigkeit und Geruchsbindung der Pellets. Grundsätzlich sind Strohpellets wesentlich saugfähiger als nicht gepresstes Stroh. Auch sind sie in der Regel entstaubt, was bei Pferden mit empfindlichen Bronchien vorteilhaft ist. Rapspellets zum Beispiel binden Ammoniak besser und reduzieren dadurch die Gerüche.
Strohpellets werden in der Box von den Pferdehufen zertreten und bilden so einen weichen, elastischen Untergrund.
Durch ihre spezielle Verarbeitung (Zerkleinerung, Erhitzung, Entstaubung usw.) sind Strohpellets auch mit weniger Keimen belastet als klassisches Stroh.
Der Reinigungsaufwand bei Strohpellets ist recht gering. Du kannst die verschmutzten, verklumpten Stellen zielgenau entfernen. Das verringert auch die Mistmenge enorm. Im Anschluss einfach die weggeschaufelten Stellen nachstreuen, fertig.
Auch die Entsorgung ist unproblematisch. Strohpellets können als Mist zum Düngen verwendet werden. Biogasanlagen sind ebenfalls dankbare Abnehmer für diese Reste.
Allerdings sind Strohpellets etwas teurer als normales und ungepresstes Langstroh.
Die Pellets sollten nach oder vor dem Auslegen angefeuchtet werden, damit sie aufquellen und weich werden. Aber: Feuchte Pellets können – frisch ausgelegt - schnell zu einer rutschigen Angelegenheit werden. Das ist besonders für ältere Pferde beschwerlich und mitunter gefährlich.
Befeuchtet man die Strohpellets nicht, entstehen wiederum andere Nachteile: Das Pferd kann sich einzelne Pellets unter den Hufen festtreten. Diese müssen herausgekratzt werden. Wer schon einmal einen Stein oder eine dickere Lage Schmutz unter dem Schuh hatte, kann sich ungefähr vorstellen, wie unangenehm es sonst für das Pferd ist.
Zudem werden Strohpellets unter Umständen auch von den Pferden gefressen. Das kann gefährlich werden, da sich die Pellets im Schlund der Tiere verkanten oder ihn gar verstopfen können. Zum Glück passiert das aber eher selten. Auch hier sind angefeuchtete Pellets hilfreich: Sie quellen auf und werden weich. So können sie keinen Pferdeschlund mehr verstopfen.
Einstreu Späne oder Sägemehl - wenn das Pferd zu viel Stroh futtert
So genannte Hobelspäne, hergestellt aus unbehandeltem Weichholz, sind eine saugstarke Einstreu. Die Menge an Flüssigkeit, die sie aufnehmen können, ist ungefähr doppelt so groß wie die von Stroh.
Als Geruchsbinder eignen sich Hobelspäne sehr gut. Wenn Du die nassen Stellen zeitnah reinigst, vermindert sich der Ammoniakgeruch wesentlich.
Auch optisch sind die Holzflocken ansprechend. Eine helle und saubere Box ist der Eindruck, den Späne dem Betrachter vermitteln.
Ein weiterer Vorteil der Hobelspäne ist, dass sie staub- und bakterienarm sind und sich daher für Allergiker und Hustenpatienten eignen. Bitte achte aber darauf, die Hobelspäne aus dem Fachhandel zu kaufen. Hobelspäne aus der Schreinerei „nebenan“ solltest Du unbedingt meiden! Darin könnten sich Metallspäne oder andere Verunreinigungen befinden, welche die Pferde verletzen.
Die Einstreu Hobelspäne ist leider teurer. Das zeigt sich besonders bei der Entsorgung, die schwierig sein kann. Da sie den Ruf haben, den Boden zu versauern und die Abbauzeit länger ist, nimmt kaum ein Landwirt Holzspäne zur Verwertung oder als Dünger ab. Auch Biogasanlagen können diese Art Einstreu nicht gebrauchen.
Generell sind Späne nicht so bequem für die Pferde wie Stroh oder andere Arten von Einstreu. Späne sind hart und können zwacken und piksen. Zudem isolieren sie nicht so gut wie andere Einstreuarten.
Du solltest peinlichst genau darauf achten, dass die Späne nicht zu lange zu feucht sind. Die nassen Stellen solltest Du regelmäßig entfernen, sonst schimmeln sie.
Einstreu Leinstroh aus Flachs verringert Gesundheitsprobleme
Leinstroh als Einstreu besteht zu 100 % aus pflanzlichen Flachsfasern. Es staubt nur wenig und sorgt dadurch für ein wesentlich besseres Stallklima. Daher ist es besonders für Pferde zu empfehlen, die unter angeschlagenen Bronchien und Husten leiden. Denn auch der Staub selbst kann schon Auslöser der Bronchitis gewesen sein.
Zudem ist es eine gute Alternative, wenn der Vierbeiner gerne seine Unterlage futtert. Im Leinstroh befinden sich Bitterstoffe, die dem Tier überhaupt nicht schmecken.
Leinstroh bindet sehr gut Feuchtigkeit. Du kannst nasse Stellen einfach mit der Mistgabel aus der Einstreu herausnehmen. Danach musst Du nur die gesäuberte Stelle nachstreuen.
Wegen seiner geschmeidigen Faser bietet Leinstroh eine bequeme und weiche Unterlage. Pferde legen sich gerne darauf. Dadurch, dass es beim Auftreten stark nachgibt und federt, schont es zugleich die Gelenke der Tiere.
Boxeneinstreu Miscanthus-Pellets - Alleskönner Chinagras?
Einige werden es bereits kennen: Miscanthus x giganteus. Auch besser bekannt unter dem Namen Riesen-Chinaschilf oder Elefantengras. Diese Schilfpflanze ist zwar in Deutschland nicht heimisch, wird aber immer häufiger hierzulande unter umweltfreundlichen Bedingungen angebaut. Sie wird als Heizmaterial und zudem vermehrt als Einstreu für Pferdeboxen genutzt.
Das Naturprodukt überzeugt in vielen Punkten. Etwa mit seinem angenehmen grasigen Duft. Die Pellets eignen sich besonders gut als Dauereinstreu.
Pferde lieben die angenehme, weiche Liegefläche. Schmecken tut ihnen diese Einstreu dabei gar nicht.
Die Pellets erzeugen kaum Staub. Allergiker, ob Mensch oder Tier, wissen das zu schätzen!
Außerdem bietet Miscanthus eine sehr hohe Saugfähigkeit. Das Ammoniak aus dem Urin der Pferde wird stark gebunden und somit daran gehindert, als beißender Geruch im Stall zu stehen. Das fördert das Stallklima enorm.
Die Miscanthus-Pellets sind resistent gegen Pilze und Keime, denn die können sich nur schwer darauf ausbreiten. Trotzdem sollte die tägliche Boxenpflege Pflicht sein und nasse Stellen sowie die Pferdeäpfel entfernt werden.
Durch Miscanthus reduziert sich die Mistmenge enorm, was das Ausmisten der Pferdebox wesentlich erleichtert. Feuchte Einstreu und Pferdeäpfel können gezielt mit der Mistgabel oder Schaufel herausgenommen werden. Danach einfach neue Pellets auf die Lücke geben, fertig.
Auch die Entsorgung ist nicht kompliziert, da der neutrale pH-Wert den Boden nicht belastet.
Trotz all der Vorteile: Miscanthus Einstreu hat auch Nachteile. Die Anschaffungskosten sind höher als bei anderen Einstreuarten. Zunächst muss der Boden eine ausreichend dicke Grundlage aus Miscanthus bekommen. Das kann, je nach Größe der Box, beachtliche Mengen Miscanthus-Pellets benötigen. Schließlich soll die Unterlage bequem sein für den Vierbeiner.
Die Pellets müssen zudem befeuchtet werden (vor oder nach dem Auslegen). So können sie sich entfalten und aufquellen. Die Menge Wasser, die dafür benötigt wird, beläuft sich auf zirka 30 Liter pro Quadratmeter. Das gefällt nicht jedem Stallbesitzer (wenn Du Dein Pferd in einem gemieteten Stall untergebracht hast). Die Vorbereitung ist also umständlicher.
Doch hier birgt der Nachteil auch einen Vorteil. Durch die feuchte Einstreu trocknen die Hufe der Pferde nicht aus und bleiben geschmeidig. Das Risiko, dass Dein Pferd unter eingerissenen Hufen leidet, minimiert sich somit.
Hanf - die typische „Matratzeneinstreu“
Hanfspäne werden aus den Schäben der verholzten Hanfstängel hergestellt. Sie gelten häufig als so genannte „Matratzeneinstreu“. Das heißt, dass Du die Pferdeäpfel täglich, nasse Stellen mehrmals wöchentlich entfernen solltest. Gibst Du dann neue Einstreu dazu, bildet sich mit der Zeit eine Art Matte. Das ist vor allem für Pferde mit Gelenkproblemen angenehm.
Hanf punktet mit seiner enormen Saugfähigkeit. Durch die Zugabe von Eukalyptus riecht es angenehm und bindet den Ammoniakgeruch. Ein großer Pluspunkt: Die ätherische Essenz macht es für Pferde ungenießbar.
Auch die Entsorgung ist unproblematisch. Leider sind die Anschaffungskosten dafür sehr teuer.
Da die Späne zuweilen sehr holzig sind, legen sich manche Pferde nicht gerne darauf.
Grünkompost in der Pferdebox?
Grünschnitt-Kompost als Einstreu in der Pferdebox gewinnt immer mehr Anhänger unter den Pferdefreunden. Geeignet ist Frisch- oder Fertigkompost, der aus Garten- oder Parkabfällen besteht und so erhitzt wird, dass mögliche Schadstoffe aus Giftpflanzen unschädlich gemacht werden. Er sollte mindestens 30 cm dick eingestreut werden.
Die Vorteile sind, dass der Kompost Urin zuverlässig aufsaugt und keine unangenehmen Gerüche entstehen.
Weil Kompost nicht staubt, eignet er sich gut für Allergiker und Pferde mit Atemwegserkrankungen.
Die Handhabung ist ebenfalls leicht: Einfach die Pferdeäpfel entfernen und gelegentlich nachstreuen.
Außerdem ist Grünkompost preiswert und einfach zu lagern. Auch die Entsorgung stellt keine Herausforderung dar – der Kompost verrottet mit der Zeit von selbst.
In der Regel nehmen Pferde die Unterlage aus Kompost gerne an. Besitzer müssen jedoch häufiger dunklen Flecken im Fell mit Bürste und Wasser zu Leibe rücken.
Waldboden - eine natürliche Alternative
Waldboden-Einstreu wird aus dem Feinanteil der Nadelwaldschnitzel gewonnen. Das Naturprodukt begeistert mit seinem angenehm natürlichen Duft nach Wald.
Was Pferdehalter an dieser sehr saugfähigen Einstreu schätzen: Durch den Verrottungsprozess neutralisiert sie den Ammoniakgeruch.
Pferde fühlen sich auf der Einstreu, die eine weiche Unterlage bietet, wohl und fressen sie nicht.
Die Handhabung ist einfach: Zunächst sollte eine ca. 30 cm dicke Schicht eingestreut werden. Pferdeäpfel und besonders stark durchnässte Stellen werden täglich entfernt. Das macht Waldboden zu einer langlebigen Streu.
Ein weiterer Vorteil: Waldbodenstreu ist staubarm und daher gut für Pferde mit Asthma und anderen Lungenproblemen. Zudem ist es gut für Pferde mit bakteriellen Huferkrankungen wie Strahlfäule.
Da Waldboden als Dünger für Felder geeignet ist, ist auch die Entsorgung kein Problem. Der Boden versauert durch die pH-Neutralität nicht.
Was viele vermutlich zunächst abschrecken könnte, sind die anfänglich höheren Anschaffungskosten. Diese relativieren sich aber, weil mit der Zeit nur noch leicht nachgestreut werden muss.
VS.-Info: Sand als Einstreu ist nicht zu empfehlen, da er nur schwer gereinigt werden kann. In der Offenstallhaltung eignet er sich jedoch als Liegefläche für die Pferde.
Die richtige Einstreu - auf das Pferd kommt es an
Die verschiedenen Arten der Einstreu haben ihre Vor- und Nachteile. Die Hauptsache ist immer, dass sie auf die Bedürfnisse des jeweiligen Tieres abgestimmt sind. Und: Dass das Pferd sich damit wohlfühlt und die Einstreu akzeptiert. Halte daher Deinen Liebling genau im Auge. Er wird Dir zeigen, ob er mit seiner Unterlage zufrieden ist.