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Handfütterung: Stress für den Hund?

Die Handfütterung bei Hunden ist umstritten. Stärkt die Handfütterung die Mensch-Hund-Beziehung oder bedeutet das Füttern mit der Hand Stress für den Hund? Manche Stimmen sagen, es fördert die Bindung zwischen Hund und Mensch, andere meinen es sei unnatürlich und deshalb purer Stress für den Vierbeiner.

Hund vor dem Futternapf

Wir sagen, die richtige Handfütterung will gelernt sein. Das unterstreichen auch Hundeprofis wie Martin Rütter. Ganz wichtig dabei: Bleib konsequent! Etwas Geduld solltest Du mitbringen, denn jeder Vierbeiner ist anders. Wer am liebsten gleich mit seinem Vierbeiner üben möchte, der erfährt als erstes unsere Tipps zur richtigen Fütterung mit der Hand. Außerdem haben wir uns die Stimmen der Befürworter und Gegner angeschaut und für Dich die Vor- und Nachteile zusammengefasst.

Wie funktioniert die Handfütterung beim Hund?

Die Fütterung aus der Hand nach dem Spielautomatenprinzip

Das Spielautomatenprinzip bezeichnet im übertragenen Sinne die Unberechenbarkeit der Futtergaben. Ausbleibende Gewinne erhöhen bekanntlich die Erwartungshaltung. Ähnlich wie am Spielautomaten: Kleine Gewinne reichen aus, um weiter zu spielen, weil man hofft, irgendwann mal den Hauptgewinn erzielen zu können.

Die zufällige Verstärkungshaltung führt dazu, dass Dein Hund für die Belohnung weiterarbeitet und Trainingserfolge in Aufmerksamkeit, Gehorsam und Geduld erzielt. Wir trainieren der Fellnase quasi ein Verhaltensmuster an, das wir als Frauchen oder Herrchen ein Gegenpol zu den äußeren Reizen sind. Über die Aufmerksamkeit kannst Du die Bindung zu Deinem Hund aufbauen.

Training: Blickkontakt halten bei der Handfütterung

Vierbeiner empfinden intensiven Blickkontakt in der Regel als bedrohlich. Um zukünftige Situation zu entschärfen und zu üben, kannst Du den Blickkontakt bei der Handfütterung als Trainingselement nutzen. Verbinde die Belohnung für den Befehl an den Hund, beispielsweise fürs Hinsetzen (Sitz!), mit der Handfütterung und dem Training zum Blickkontakt. Das gelingt wie folgt: Das Hinsetzen alleine wird nicht sofort belohnt, sondern Du musst warten, bis Dich die Fellnase anschaut, das tut sie, weil das erwartete Futter als Belohnung nicht sofort kommt. Bei Aufnahme Deines Blickes teilst Du das Futter aus. Nach und nach verlängerst Du die Dauer des Blickkontaktes.

Eine gute Möglichkeit ist, das Futter in der Hand zu halten, bis der Hund den Blick vom Futter abwendet und auf Dich lenkt. Vierbeiner, die lernen den Blickkontakt zu halten, konzentrieren ihre gesamte Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Halter. Dieses Verhalten solltest Du mit einem freundlichen “jaaa“ oder „brav“ bestätigen und immer erst danach den Vierbeiner füttern. Zeig ihm so, dass sein Verhalten das Richtige ist. Oder Du legst das Futter in einiger Entfernung vor Deine Fellnase und erst, wenn sie Blickkontakt gesucht hat, gibst Du den Weg zum Futter frei.

Wir halten fest: Füttern aus der Hand bezweckt, dass eine für den Hund zunächst unerwünschte Verhaltensweise erlernt und später sogar gerne ausgeführt wird.

Allgemeine Tipps zur Handfütterung

Wenn Du die Handfütterung mit Deinem vierbeinigen Liebling ausprobieren möchtest, solltest Du einiges beachten. Arbeite in kleinen Schritten und übe konsequent und dauerhaft. Mit einer Handfütterung ist aber nicht ausschließlich die Leckerligabe gemeint, sondern auch der Ersatz oder teilweise Ersatz für den Napf. Achte darauf, dass Du Deinen Vierbeiner nicht unter Dauerhunger und Stress setzt, wenn Du nur häppchenweise fütterst. Oft gibt es ein Leckerli als Belohnung und nicht eine ganze Portion. Man kann dies einfach beim Spaziergang austesten, wenn Dein Hund nicht an der Leine zieht und Dich ständig konzentriert anschaut, er auf den Rückruf prompt reagiert oder zum Beispiel beim Tricktraining.

  • Versuch nicht regelmäßig zu füttern, sonst erzeugst Du automatisch eine zeitliche Erwartungshaltung beim Hund. Streu diese Haltung des Vierbeiners über den Tag, d.h. fütter zu verschiedenen Zeiten.
  • Fütter den Vierbeiner zuerst daheim, damit er sich an Deine Hand gewöhnt. Den Napf zu füllen, sich mit diesem vor den Hund zu setzen und ihn dann einfach nur aus der Hand zu füttern, ist damit auf Dauer aber nicht gemeint. Bei der Handfütterung wird über den Tag verteilt zwar das gesamte Fressen in kleinen Rationen dem Hund aus der Hand gefüttert, aber in der Regel sollte der Hund etwas dafür tun.
  • Im zweiten Schritt solltest Du dann die Fütterung hauptsächlich außer Haus verlagern, also in eine reizstarke Umwelt. So lernt der Vierbeiner, dass es Sinn macht, auch umgeben von äußeren Reizen, Kontakt zu Dir zu halten.
  • Fütter die Fellnase an unterschiedlichen Orten und auch in variablen Mengen.
  • Doch nicht nur die Futtergabe, sondern auch die emotionale Freude gegenüber dem Vierbeiner solltest Du zeigen.
  • Fütter nach dem Spielautomatenprinzip, damit ermöglichst Du Deiner Fellnase eine ganze Bandbreite an Gewinnmöglichkeiten, je nachdem wie sie gehorcht, Befehle ausführt oder bemüht ist, den Blickkontakt zu halten.
Infografik Handfütterung

Was muss ich beachten, wenn ich meinen Hund im Freien mit der Hand füttere?

Nachdem wir nun auf das Spielautomatenprinzip, die Wichtigkeit des Blickkontakts und auf die allgemeinen Tipps eingegangen sind, möchten wir ergänzen, was Du bei dem Training der Handfütterung im Freien beachten musst. Wichtig ist, dass Du Durchhaltevermögen beweist. Nach dem Training zu Hause solltest Du die Fütterung mit der Hand ins Freie verlegen. Ab dann gilt es stringent zu üben.

Die ersten Erfolge: Er frisst mir aus der Hand!

Zu Beginn zeigen sich meist schnelle Erfolge bei der Fütterung mit der Hand. Schön, wenn Du sagen kannst: Er frisst mir quasi aus der Hand, oder?!

Das liegt daran, dass der Fokus Deines Hundes nun sehr stark auf das Futter gerichtet ist. Erst aus dieser Futterabhängigkeit kann die soziale Attraktivität des Menschen für den Hund entstehen bzw. muss diese erlernt werden. Hierzu brauchst Du dann schon etwas mehr Geduld, bis Du dauerhaft positive Erfolge erzielst. Es spricht im Grunde nichts dagegen, die Hälfte der Fütterung durch Handfütterung dauerhaft zu ersetzen.

Hinweis: Bei Fellnasen, die besonders scheu sind und/oder die ein neues Zuhause beziehen, lohnt die Handfütterung als Vertrauensaufbau und für das gegenseitige „Beschnuppern“. Der Aufbau des Vertrauens funktioniert bei scheuen Hunden aber dann genau nicht, wenn der Hund nur nach gezeigten Kunststücken mit Futter aus der Hand belohnt wird. Es soll der Sättigung dienen. Bei selbstbewussten Vierbeinern allerdings, kannst Du die Einbindung der Handfütterung in das gemeinsame Spiel oder Training aufnehmen. Das führt letztlich dazu, dass Dein Vierbeiner versteht, dass es als Belohnung fungiert, wenn er etwas geleistet hat. Und es soll ihm Spaß bereiten.

Pro und Contra der Handfütterung

Positive Aspekte

Wir fassen zusammen: Als positiver Aspekt der Handfütterung wird das Stärken der Bindung genannt. Oft wird die Handfütterung für bestimmte Zwecke integriert, beispielsweise um Gehorsam zu trainieren. Der Vierbeiner ist zum Beispiel beim Gassi gehen abgelenkt und wenig an Frauchen und Herrchen interessiert, sondern viel mehr an der Umgebung. Die Handfütterung dient also dazu, sich selbst interessanter zu machen und die Aufmerksamkeit des Vierbeiners auf sich zu lenken. Besonders draußen ist es wichtig, dass er Dich wahrnimmt und auf Deine Befehle hört, wenn notwendig. Ziel dieser Methode ist es, die soziale Sympathie und die Attraktivität des Menschen für Deinen Hund zu steigern. Üben solltest Du dennoch zunächst daheim, damit sich der Vierbeiner an Deine Hand gewöhnt. Wie Du die Handfütterung sinnvoll in den Alltag mit Deinem Vierbeiner integrieren kannst, haben wir oben erklärt. Die Gabe von Trockenfutter mit der Hand fällt natürlich leichter als die Fütterung von Nassfutter.

Negative Effekte

Es gibt aber auch negative Effekte der Handfütterung. Wenn die Fütterung nur noch ausschließlich mit der Hand vollzogen wird, weiß Dein Vierbeiner nie, wann genau er gefüttert wird. Steht ein Napf vor ihm, kann er sich bei aufkommendem Hunger einfach bedienen und nach Lust und Laune alles auffressen. Fütterst Du nur kleine Portionen mit der Hand und nie die ganze Ration, dann weiß Deine Fellnase nie, wie viel sie bekommt und ob es reicht zum satt werden. Dadurch wird automatisch Dauerstress ausgelöst. Sie degradieren sich damit automatisch als Mittel zum Zweck. Die Wahrnehmung, der Mensch sei ein Futterautomat, wird damit nur verstärkt.

Ein Argument gegen die Stärkung der Bindung zwischen Hund und Mensch durch Handfütterung ist, dass lediglich eine Abhängigkeit aufgebaut wird und zudem eine pausenlose Überwachung des Hundes. Gute Partnerschaft zwischen Zwei- und Vierbeiner basiert auf Vertrauen und nicht auf Abhängigkeiten. Belohnungen nur mit Futterbestechung in Verbindung zu setzen ist nicht die feine Art. Einige Hundebesitzer nutzen die Handfütterung leider auch, um die Stellung im Familienrudel – bei rebellischem Verhalten des Hundes – wieder gerade zu rücken.

Alternative Vorgehensweisen zum Füttern mit der Hand

Die alleinige Handfütterung kann zum gewünschten Erfolg führen, muss aber nicht das einzige Mittel der Wahl sein. Verfechter der Negativargumente empfehlen eine Kombination aus klassischer Napffütterung und Handfütterung:

  • Eine Mahlzeit sollte im Napf hingestellt werden und die zweite sollte über den Tag verteilt gefüttert werden, am besten als Belohnung. Der Stress flacht ab, weil der erste Hunger gestillt ist und die Konzentration auf die Aufgaben gelingt dadurch besser.
  • Es macht keinen erzieherischen Sinn, den Hund mit lockenden Hörzeichen und dem Anbieten von Futter heran zu loben. Dann ist der Hund lediglich reaktiv und zeigt nicht die gewünschte sozialbezogene Eigeninitiative. Der Hund soll den Kontakt aufnehmen und halten wollen!
  • Man schafft es auch ohne das Extrem der reinen Fütterung aus der Hand, die Bindung zum Hund zu stärken – Spaziergänge, Unterordnungsübungen, Besuch eines Hundeplatzes, Ausflüge, Kuschelstunden – eben ein ganz normales Leben mit dem Hund, und die Bindung ergibt sich dann von ganz alleine.

Fazit: Mit etwas Übung kann die Handfütterung gezielt eingesetzt werden, doch nicht jeder hat dafür ein Händchen. Ratsam ist dann in diesem Fall ein Hundetraining. Es halbherzig und ohne Geduld anzugehen, hat keinen Sinn, führt nicht zu Erfolgen und wird Dich und Deinen Hund nicht befriedigen.

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